Workshops


Unser Workshop-Angebot besteht aus den unten angegebenen Disziplinen der Zirkus-Pädagogik. Unsere primären Zielgruppen sind Kinder und Jugendliche, aber auch junge Erwachsene, welche Interesse haben die Zirkus-Arbeit weiter zu führen. Mit mehrtägigen Trainingseinheiten wird eine Weiterführung der Zirkus-Pädagogik für alle Altersstufen ermöglicht.

 

Die Trainer-Workshops beinhalten praktische wie auch theoretische Lerneinheiten mit Teilinhalten der Pädagogik, Sportmedizin und vielen weiteren Themen der Zirkuspädagogik.

Was bewirkt Zirkuspädagogik?

 

Ein Kind lernt nach und nach mit seinem Körper umzugehen und ihn zielgerichtet zu bewegen. Bewegungen wie Krabbeln, Gehen, Springen, Klettern etc. sind „einerseits Bewegungserfahrungen mit der Schwerkraft und den physischen Gegebenheiten der Umwelt; andererseits sind sie aber auch eine Erfahrung des eigenen Körpers und der Seele“ (Ballreich, Weinz, 2005, S. 5). Wird dieser Bereich besonders geschult und die Jugendlichen machen positive Erfahrungen, so ist ihr „Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten gesünder entwickelt“ (Ballreich, Weinz, 2005, S. 5).
Dadurch bekommen die Jugendlichen ein besseres Selbstbewusstsein und außerdem „entsteht ein bewegungsnahes und praktisches Denken im Umgang mit schwierigen Situationen, die durch Geschicklichkeit zu bewältigen sind“ (Ballreich, Weinz, 2005, S. 5). Es wird durch Zirkus spielen also sowohl soziales Verhalten, Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein gefördert, als auch die kognitiven und motorischen Fähigkeiten geschult.

Quelle:

Zulassungsarbeit 2017:

"Zirkus macht stark - Möglichkeiten zur
Entwicklungsförderung im Jugendalter"

Jan Stoll

 

Jonglage

Bälle, Tücher, Ringe und Keulen.

 

Balance

Slackline, Rola-Bola und Equilibristik.

 

Akrobatik

Gruppen-, Handstand-, Boden-,

Partnerakrobatik und Menschenpyramiden.

 

Clownerie

Clown spielen für Kinder und die Entdeckung des eigenen Clowncharakters.

 

Pantomime

Klassische Pantomime und

Mime Corporel dramatique.

 

Einrad

Formen-, Partner- und Kunstfahren.

 

Rope skipping

Seilspringen als Spiel und Artistik.

 

 


Wo?

An festgelegten Orten (z.B. Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen, Zirkusse, etc.)

Gleichzeitig werden uns Spontanität und Flexibilität immer begleiten. Daher unterrichten wir überall!

In Hallen, Sälen, Klassenzimmern, auf der Straße und überall unter freiem Himmel.

 

Ziel:

Zirkus Erfahrungen sammeln und Zirkus vermitteln. Im optimal Fall Material vor Ort lassen, um ein "weiter trainieren" zu ermöglichen.

Lernzielbereiche der Zirkuspädagogik


Affektives Lernen

Affektives Lernen bedeutet zu lernen wie man mit seinen Emotionen umgeht und sie zulässt. Die Jugendlichen sammeln jede Menge Grenzerfahrungen. Manche müssen sich überwinden ganz hoch auf die Pyramide zu klettern und kommen somit an ihre Grenzen. Bei den Aufführungen spielt natürlich der Erfolg, aber auch Lampenfieber eine große Rolle. Steht man in der Manege, jongliert oder macht ein Kunststück und bekommt Applaus, so ist dies ein gutes Gefühl. Man weiß, dass man etwas geleistet hat, ist zufrieden und hat ein Erfolgserlebnis. Zu diesen Erfolgen gehört allerdings auch der Misserfolg. Es kann immer passieren, dass einem der Ball herunterfällt oder die Pyramide nicht sicher steht. Damit muss man lernen umzugehen und dadurch wird die Frustrationstoleranz insgesamt erhöht. Trotz allen Erfolgen und Misserfolgen sollte es aber vor allem um den Spaß an der Sache gehen (Söll, 2000, S. 15).

Selbst beim Üben können Misserfolge auftreten. Häufig fehlt den Schülern das nötige Selbstvertrauen. Sie probieren eine Aufgabe einmal und wenn diese nicht klappt, dann geben sie auf. Es braucht manchmal sehr viel Motivation, Unterstützung und Hilfestellung der Lehrer. Sobald diesen Schülern etwas gelingt und sie dadurch ein Erfolgserlebnis haben, gehen sie wieder motiviert an die nächste Technik heran oder setzen sich weiter mit diesem Thema auseinander (Oberschachtsiek, 2003, S. 14).

Bei der Akrobatik und dem Pyramidenbau muss man den anderen vertrauen können. Um dieses Vertrauen zu üben oder aufzubauen, gibt es die Übung „Vertrauensfall“. Bei dieser Übung stellt sich ein Schüler auf einen Kasten, die anderen stellen sich in zwei gegenüberstehenden Reihen auf den Boden. Der Schüler der oben auf dem Kasten steht, lässt sich rückwärts fallen. Die unten Stehenden fangen ihn auf und bringen ihn sicher zum Stehen. Man muss mutig sein um sich von oben fallen zu lassen und ohne zu sehen wohin man fällt. Ohne Vertrauen ist diese Übung nicht möglich. Natürlich ist es von Schüler zu Schüler unterschiedlich, ob sie den anderen gleich vertrauen oder noch ihre Zeit brauchen. Dieses Vertrauenserlebnis kann helfen, innere Ängste und Beziehungsarmut zu überwinden (Ballreich, Lang, v. Grabowiecki, 2007, S. 46).

Beim Jonglieren gibt es Schüler, die ihre Bälle quer durch den Raum werfen, andere wiederum werfen ihre Bälle überhaupt nicht und halten diese fest in ihren Händen. Durch das Jonglieren lernen sie locker die Bälle im Rhythmus zu werfen und nicht zu verkrampfen. „Das Ziel ist, sich in die Gesetzmäßigkeiten der wirkenden Schwerkräfte einzufühlen, um mit ihnen zu spielen und tanzen zu lernen“ (Ballreich, Lang, v. Grabowiecki, 2007, S. 46).

Balance ist ein Bereich bei dem man seine Angst überwinden muss, unter anderem beim Drahtseillaufen und auf dem Rola-Bola (Rola-Bola ist ein Balanciergerät, welches aus einem Brett und einer Rolle besteht. Man steht auf dem Brett, welches wiederum auf der Rolle liegt, und hält das Gleichgewicht, während man verschiedene Kunststücke macht oder jongliert). Wenn der Lehrer am Anfang z.B. neben dem Drahtseil her läuft und den Schüler beim balancieren stützt, so merkt er schnell in welcher Verfassung dieser sich befindet. Es gibt Schüler, die versteifen und verkrampfen ihren kompletten Körper aus Angst. Diese Schüler klammern sich an der Hand des Lehrers fest. In solchen Angstsituationen nimmt man meist folgende Haltung ein: der Kopf wird eingezogen, die Schultern gehen nach vorne oben und der Brustkorb schließt sich nach vorne. Man macht sich klein. In dieser Haltung ist das Balancieren nicht mehr möglich. Der Brustkorb muss geöffnet sein, die Schultern müssen zurückgezogen werden und der Kopf ist aufrecht, wie wenn man eine Krone balancieren muss. Die veränderte Haltung wirkt dann auch nach innen und kann dadurch helfen die Angst zu überwinden. Die Balance ist dann einfacher zu halten. Im Gegensatz zu den Schülern die klammern, gibt es auch Schüler, die einfach auf das Drahtseil hochgehen und darüber laufen. Diese Jugendlichen haben keine Angst vor dem herunterfallen, sie klettern einfach erneut hoch und balancieren erneut (Ballreich, Lang, v. Grabowiecki, 2007, S. 46).

 

Kognitives Lernen

Das kognitive Lernen beinhaltet alles, was man verstandesmäßig erfasst. In der Zirkuspädagogik lernt der Schüler ein gewisses know-how an Bewegungen. In der Akrobatik lernt er z.B. wie und wo er seine Hände aufsetzen muss oder wo er beim Pyramidenbau auf die unteren Schüler stehen darf. Außerdem lernt der Schüler auch mit verschiedenen Geräten wie z.B. Jonglierbälle, Jonglierkeulen, aber auch Geräten wie Rola-Bola oder das Drahtseil umzugehen. Diese müssen richtig aufgebaut und benutzt werden. Neben den Geräten und den Bewegungsabläufen muss ein Schüler aber auch Hilfestellung sowie Sicherheit bieten können. Einerseits wird durch das Aufbauen von Geräten schon die Sicherheit gewährleistet, allerdings braucht man nicht nur hier Sicherheit. Auch beim Pyramidenbau und der Akrobatik sollte ein Schüler Hilfestellung geben können. Egal, ob man einem anderen hilft auf die Pyramide hoch zu steigen, wieder herunter hilft oder aber bei einem unsicheren Stand unterstützend mit anpackt. Hilfestellung braucht man außerdem bei der Bodenakrobatik. Ein Beispiel dafür ist, wie man einen Akrobaten hält, wenn er einen Handstandüberschlag macht. Ein Schüler braucht aber auch ein gesundheitsbezogenes Wissen. Zum einen muss man wissen, warum man sich z.B. vor der Akrobatik aufwärmt und zum anderen wie man sich am besten aufwärmt, damit man das Verletzungsrisiko minimiert. Zum kognitiven Lernen gehören auch Dinge wie das Beurteilen von Gleichgewicht. Wenn man z.B. auf einer Rola-Bola steht, muss man wissen, wie man das Gleichgewicht am besten einsetzt, damit man nicht herunterfällt. Bei Pyramiden lernen die Schüler, dass man die leichten Schüler oben auf die Pyramide stellt und die etwas korpulenteren und stabileren nach unten. Die Schüler lernen außerdem, wie man eine Pyramide baut, dass sie stabil steht. Beim Pyramidenbau müssen die Schüler herausfinden, wie sie ihre Kraft am besten einsetzen, damit die Pyramide funktioniert und schnell auf- und abgebaut ist (Ballreich, Lang, v. Grabowiecki, 2007, S.27).

Beim Jonglieren muss man zum einen seinen Rhythmus und zum anderen den Raum beachten. Das räumliche Vorstellungsvermögen wird durch Jonglieren geschult. Das fanden Forscher der Universität Regensburg heraus. Sie testeten bei Erwachsenen die Fähigkeit, sich Dinge gedreht vorzustellen. Auf dem Computer mussten die Testpersonen sich zwei Würfelfiguren ansehen. Die eine Figur war gedreht, die andere nicht. Nun mussten die Testpersonen so schnell wie möglich entscheiden ob die Figuren gespiegelt oder gleich waren. Es wurden in einer Stunde etwa 480 Aufgaben gestellt. Die Forscher notierten Reaktionszeit und Fehlerrate. Nach diesen Tests wurde mit einem Teil der Testpersonen ein dreimonatiges Jongliertraining gemacht. Danach wurden wieder mit allen Probanden die Tests durchgeführt. Die Erwachsenen, die beim Jongliertraining dabei waren, schlossen bei den Tests viel besser ab als die Testpersonen ohne Jongliertraining. Damit wurde das erste mal belegt, dass motorisches Training das räumliche Vorstellungsvermögen verbessert (Mittelbayrische Zeitung, 7.10.2009).

 

Motorisches Lernen

Motorische Lernziele setzen sich aus den konditionellen Fähigkeiten und den koordinativen Fähigkeiten und Bewegungsfertigkeiten zusammen. Konditionelle und koordinative Fähigkeiten sind die Voraussetzung für Bewegungsfertigkeiten. Zu konditionellen Fähigkeiten gehören Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit und Beweglichkeit. Zu den koordinativen Fähigkeiten zählt man Reaktions-, Gleichgewichts-, Differenzierungs-, Rhythmisierungs-, Kopplungs-, Orientierungs- und Umstellungsfähigkeit (Söll, 2000, S. 15). Diese sollen im Folgenden näher erläutert werden.

Reaktionsfähigkeit

Sie ist die Fähigkeit, schnell auf Reize und wechselnde Anforderungen reagieren zu können. Ein Beispiel aus dem Zirkus ist das Jonglieren. Im alltäglichen Leben benötigen wir die Reaktionsfähigkeit beispielsweise wenn wir über die Straße gehen und plötzlich ein Auto kommt und wir schnell ausweichen müssen (Häfelinger, Schuba, 2009, S. 18).

Gleichgewichtsfähigkeit

Sie ist die Fähigkeit den Körper im Gleichgewicht zu halten oder wieder ins Gleichgewicht zu bringen, wenn die Schwerkraftlinie gestört wurde. Die Gleichgewichtsfähigkeit benötigen wir, damit wir gerade stehen können und nicht hinfallen. Ein Beispiel aus dem Zirkus ist Drahtseillaufen und auf dem Rola-Bola zu balancieren (Häfelinger, Schuba, 2009, S. 19).

Differenzierungsfähigkeit

Sie ist die Fähigkeit bei einem Bewegungsablauf die Lage und Richtung verschiedener Körperteile so zu bestimmen, dass sie sicher, ökonomisch und genau sind. Der Einsatz der Kraft spielt hierbei eine große Rolle. Im Zirkus braucht man diese Fähigkeit bei der Akrobatik und dem Pyramidenbau (Häfelinger, Schuba, 2009, S. 18).

Rhythmisierungsfähigkeit

Sie ist die Fähigkeit einen Bewegungsablauf in einem bestimmten Rhythmus auszuführen. Im Sportunterricht benötigt man die Rhythmisierungsfähigkeit beispielsweise beim Korbleger im Basketball. Im Zirkus ist diese Fähigkeit bei den Jongleuren wieder zu finden. Diese müssen in einem bestimmten Takt jonglieren, damit es gleichmäßig ist und schön aussieht (Häfelinger, Schuba, 2009, S. 19).

Kopplungsfähigkeit

Sie ist die Fähigkeit einzelne Bewegungen zu einem Ganzen zusammenzufügen (Häfelinger, Schuba, 2009, S. 18). In einer Alltagssituation ist diese Fähigkeit z.B. Handschuhe anzuziehen während man läuft. Im Zirkus könnte man dies zum Beispiel auf das Jonglieren während man geht beziehen.

Orientierungsfähigkeit

Sie ist die Fähigkeit sich in Raum und Zeit zu Bewegen und nicht die Orientierung zu verlieren.

Ein Beispiel aus den Ballsportarten ist, zu wissen wann man einen Ball selbst spielen muss, wann er im Aus ist und wo man sich im Raum befindet. In der Zirkusakrobatik ist diese Fähigkeit wichtig, um sich beispielsweise nach einem Überschlag zurecht zu finden und überhaupt zu wissen, wo man sich danach befindet (Häfelinger, Schuba, 2009, S. 17).

Umstellungsfähigkeit

Sie ist die Fähigkeit sicher und schnell seine derzeitige Handlung zu ändern oder anzupassen, wenn sich die Situation verändert (Häfelinger, Schuba, 2009, S. 20).

Bei Ballsportarten ist es die Fähigkeit von Abwehr auf Angriff umzustellen. Im Zirkus findet man die Umstellungsfähigkeit bei der Gruppenjonglage. Jongliert man in der Gruppe und wirft verschiedenen Jongleuren den Ball zu und muss auch aus verschiedenen Richtungen die Bälle wieder fangen, so muss man schnell umstellen können, damit die Bälle nicht fallen (Oberschachtsiek, 2003, S. 13).

Beim Jonglieren muss man einen bestimmten Rhythmus haben, damit man nicht in Hektik kommt und außerdem eine schöne Kaskade entsteht. Bei der Partnerjonglage fördert man die Reaktionsfähigkeit, da man zum richtigen Augenblick den Ball fangen und auch abwerfen muss. Das gleichzeitige Werfen und Fangen der Bälle, Keulen, Ringe erfordert koordinative Fähigkeiten, welche sich im Laufe des Übens immer mehr entwickeln. Nach einer Weile funktioniert die Auge-Hand-Koordination von ganz allein und man muss nicht mehr darüber nachdenken, wann man welchen Ball wohin wirft oder wo man diesen fängt (Oberschachtsiek, 2003, S. 13).

Eine der Zirkusdisziplinen, bei der man am meisten physische Kraft braucht, ist der Pyramidenbau. Durch richtiges Einsetzen der Kraft an der richtigen Stelle und zum richtigen Zeitpunkt wirkt also das Kraftpotenzial vieler Schüler gemeinsam. Dafür sind Vorkenntnisse nicht zwingend notwendig, aber hilfreich. In einer mehrstöckigen Pyramide braucht die „Basis“, die Untersten in der Pyramide, einen festen Stand und starken Kontakt zum Boden. Die Oberen müssen versuchen das Gleichgewicht zu halten, um nicht herunter zufallen. Außerdem müssen sie eine gewisse Leichtigkeit und Achtsamkeit mit sich bringen. Sie können nicht einfach nach oben stapfen. Sie müssen aufpassen wo sie ihr Füße aufsetzen, wo sie sich mit den Händen festhalten und hochziehen, damit sie die Pyramide nicht auseinander reißen (Ballreich, Lang, v. Grabowiecki, 2007, S. 35).

Für die Akrobatik sollte man über eine gute Sprungkraft und Beweglichkeit verfügen. Um einen neuen Sprung zu erlernen, braucht man oft mehrere Monate. Sobald ein Artist beim Üben einer neuen Bewegung zu einem Sprung vom Boden abspringt und sich dreht, verliert er „die Kontrolle und Bewusstsein über seine Bewegung“ (Ballreich, Lang, v. Grabowiecki, 2007, S. 36).

Beim Üben von schnellen Bewegungen schließt ein Artist häufig die Augen und weiß, wenn er gelandet ist, nicht mehr wie er diese Bewegung ausgeführt hat und wo vorne und hinten ist. Sobald ein Artist das nötige Bewusstsein für bestimmte Bewegungsabläufe hat, kann er bei Drehungen und Sprüngen so aufmerksam sein, dass er den Bewegungen zusätzlich noch eine ästhetische Form geben kann (Ballreich, Lang, v. Grabowiecki, 2007, S. 36).

Im Gegensatz zu Jonglieren und Pyramidenbau braucht man bei der Balance nicht die physische Kraft, sondern eine innere Ruhe und Ausgeglichenheit. Der Gleichgewichtssinn liegt im Innenohr. Doch das allein genügt nicht um Gleichgewicht zu halten. Die Gelenkstellung, die visuelle Wahrnehmung und der Muskeltonus spielen auch eine wesentliche Rolle beim Gleichgewicht (Hirtz u. a., 2000; Scheurle 1984 zitiert nach Ballreich, Lang, v. Grabowiecki, 2007, S. 38).

Das symmetrische Bild des Körpers funktioniert wie eine Waage. Man muss das Gewicht der Glieder so ausgleichen, dass man auf dem Drahtseil, der Rola-Bola oder anderen Geräten der Balance nicht herunterfällt. Außerdem braucht man bei der Balance ein Gefühl für den Raum. Die Arme werden seitlich ausgestreckt und somit fühlt man weit in den Raum. Die Augen sollen auch nicht auf den Füßen haften. Es ist leichter die Balance zu halten, wenn der Brustkorb geöffnet ist. Damit dies geschieht, muss man die Augen von den Füßen lösen und in der Ferne sich einen Punkt suchen (Ballreich, Lang, v. Grabowiecki, 2007, S. 38).

 

Soziales Lernen

Unter sozialem Lernen versteht man das Lernen, sich in einer Gruppe oder Gemeinschaft zurecht zu finden, mit den anderen umzugehen und sich eingliedern zu können. Mit sozialem Lernen werden Verhaltensweisen vermittelt, ohne die das Zusammenleben mit der Gruppe oder Gemeinschaft nicht funktioniert, wie z.B. gewisse Regeln, verschiedene Verhaltensweisen und Gewohnheiten, sowie Werte und Normen (Grupe, Krüger, 2002, S. 81).

In der Zirkuspädagogik ist das soziale Lernen wohl eines der wichtigsten Lernziele. Im Zirkus arbeitet man in einer Gemeinschaft. Hier werden die sozialen Fähigkeiten auf verschiedenste Art gefördert. Niemand darf nur an sich denken. Jeder muss sich in der Gruppe einbringen. Sei es bei dem Pyramidenbau oder der Partnerakrobatik. Man muss die anderen wahrnehmen und ihnen ein sicheres Gefühl geben. Es muss jeder aufmerksam mit dabei sein und kann nicht einfach abschalten, da er zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle sein muss. Es ist außerdem wichtig, dass niemand auf seine eigene Leistung fixiert ist. Die stärkeren Schüler sollten den schwächeren Schülern eine Hilfe sein, sie unterstützen und motivieren. Häufig findet ein Austausch verschiedener Gruppen statt. Meist ist nicht nur eine Altersstufe oder Klasse an einem Zirkusprojekt beteiligt, sondern es sind sowohl ältere Schüler als auch jüngere Schüler dabei. Außerdem gibt es häufig auch Schüler, die schon einige Jahre dabei sind und schon Erfahrung mit dem Üben und den Aufführungen haben. Diese erfahrenen Schüler können ein Vorbild für die jüngeren und unerfahrenen Schüler sein (Ballreich, Lang, v. Grabowiecki, 2007, S.48).

Bei gemeinsamer Jonglage ist es wichtig, dass jeder auf den anderen schaut. Es kann nicht jeder in seinem eigenen Rhythmus jonglieren, sonst gäbe es ein Durcheinander und die Bälle, Keulen oder Ringe würden dauernd herunterfallen. Beim Üben hilft dabei das laute Zählen eines Schülers. Dieser Schüler sollte sicher und vor allem ruhig und gleichmäßig jonglieren können. Ist die Gruppe schon etwas fortgeschrittener, so kann man den zählenden Schüler häufiger wechseln. Ein Schüler muss sich nun also auf den Rhythmus eines anderen konzentrieren und ihn wahrnehmen. Jongliert man mit einem gegenüberstehenden Partner, so muss man auch einen gemeinsamen Rhythmus finden und sich aufeinander abstimmen. Wird der Rhythmus des Partners schneller, so muss man selbst auch schneller jonglieren, oder ihn dazu bringen wieder langsamer zu jonglieren (Ballreich, Lang, v. Grabowiecki, 2007, S.49).

In der Zirkusarbeit wird außerdem das Zusammengehörigkeitsgefühl gestärkt. Beim Üben ist man immer in der Gruppe und übt nie für sich allein. Man muss aufeinander acht geben und dadurch entsteht ein Gemeinschaftsgefühl. Die Schüler werden offener gegenüber anderen, bekommen ein besseres Gefühl in einer Gruppe zu arbeiten und werden kooperativer. Die Schüler werden hilfsbereiter und helfen sich gegenseitig. Wenn ein Schüler beim Jonglieren z.B. einen neuen Trick gelernt hat, versucht er, diesen anderen Schülern auch beizubringen. Ein Lehrer sollte natürlich nicht erwarten, dass all die gerade genannten positiven Dinge schon nach ein paar Stunden Zirkusarbeit eintreten. Es braucht seine gewisse Zeit bis die Schüler sich an die meist ungewohnte Arbeit der Zirkuspädagogik gewöhnen (Oberschachtsiek, 2003, S. 13).

Die Trainingsprozesse sind natürlich nicht immer einfach. Genau wie in der Schule muss man auch Sachen üben und trainieren, um sich zu verbessern. Dabei verliert ein Schüler oft die Lust und es scheint, als ob das Ziel unerreichbar wäre. Die Schüler sind aber trotzdem fast immer dafür zu begeistern. Das Ziel einer Aufführung hilft solche Durststrecken zu überwinden und die Kinder lernen Durchhaltevermögen zu entwickeln. Die Schüler nehmen in einer Aufführung eine andere Rolle an, zeigen ihre lang geübten Kunststücke, bekommen ihren wohlverdienten Applaus und haben somit eine Bestätigung für ihre Mühen (Ballreich, Lang, v. Grabowiecki, 2007, S.50).

Zum sozialen Lernen gehört auch das Organisieren von Aufführungen und kleineren Auftritten. Je nachdem wie groß das Zirkusprojekt ist, können kleinere Aufführungen zwischendurch organisiert werden oder eben auch eine Abschlussaufführung. Kleinere Aufführungen können ältere Schüler selbst organisieren. Zu dieser Organisation gehören unter anderem Termine für Proben zu finden. Außerdem muss man Räumlichkeiten finden in denen man üben kann und die Gestaltung des Programms und die Rollenverteilung spielen auch eine wesentliche Rolle. Hierbei gibt es immer Schüler, die eher Führungsaufgaben übernehmen wollen als andere und diese Aufgaben auch besser entwickeln. Was aber nicht heißt, dass die anderen Schüler nicht auch das Komando übernehmen können. Manche Schüler brauchen etwas mehr Zeit, diese Führungsqualitäten zu entwickeln. Alle Mitglieder einer solchen Gruppe müssen die Termine einhalten, immer ihre Requisiten und Kostüme dabei haben und alle anderen Vereinbarungen einhalten, damit ein solches Projekt reibungslos läuft (Ballreich, Lang, v. Grabowiecki, 2007, S.51).

Quelle:

Zulassungsarbeit 2017:

"Zirkus macht stark - Möglichkeiten zur

Entwicklungsförderung im Jugendalter"

Jan Stoll