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Türkei 2019 Teil III

 

 

unterwegs verfassen wir auf unserer Instagram-Story unseren Followern die Mitteilung, dass wir ab Morgen in Izmir sind und nach Kontakten suchen! Bis jetzt fahren wir einfach ins Blaue und hoffen, dass sich irgendjemand mit einer Nummer zu irgendwen in Izmir meldet...

 

Izmir

27.11.19

Am Morgen, als wir in die Stadt fahren, meldet sich Arash aus Teheran und er kennt jemanden der hier Zirkus macht! Von einem Jonglier-Festival, das 2015 in der Türkei statt fand, hat er sich an eine Person erinnert, obwohl die beiden sich nur zufällig über den Weg gelaufen sind: Gunhan. So bekommen wir einen neuen Kontakt und unsere erste Nummer in Izmir.

Wir kontaktieren Gunhan direkt und verabreden uns auf den späten Nachmittag. So bleibt uns ein wenig Zeit die Stadt, welche direkt am Meer liegt, zu erkunden. Die Sonne scheint und es ist wieder ein bisschen wärmer als in Ankara, fast schon T-shirt-Wetter.

Abends hängen wir bei Gunhan ab. Sein Haus ist klein und etwas außerhalb der Stadt, aber dafür hat er einen großen Garten. Derzeit vergrößert er die Wohnfläche um eine weiteres Zimmer, das ca. 6x6 Meter groß ist und in Zukunft ein Trainingsraum wird. Er hat große Pläne hier in Izmir ein Zirkus-Zentrum aufzubauen.

Wir stellen bald fest: bei Gunhan ist immer was los und es herrscht ein stetiges Kommen und Gehen von Freunden. So lernen Tansu kennen, die am Vertikaltuch ihre Disziplin gefunden hat, aber auch wie unser Gastgeber Keulen- und Balljonglage liebt.

Die Zirkus-Community hier ist klein, aber gut vernetzt mit anderen in der Türkei und Europa und dem Rest der Welt (Iran, Argentinien, usw).

Nach zwei Nächten bei Gunhan ziehen wir um zu Argen, einem Geschichtenerzähler und angehendem Doktor in Medizin. Grund ist, dass wir ab jetzt in der Stadt wohnen um so eine kürzere Anfahrt zu unseren Projekten haben, denn Argen hat sich richtig ins Zeug gelegt und seine ganzen Kontakte angefragt. Die ersten Tage bei ihm planen wir die Woche durch und schon bald müssen wir den Leuten, welche uns anfragen, absagen: in Izmir sind wir ausgebucht!

 

Zirkus in Izmir

02.12.19

Unsere intensive Zirkus-Zeit beginnt in einer staatliche Schule in Izmir-Bornova!

Der Ablauf unserer Besuche ist mehr oder minder immer der gleiche: Show für die ganze Schule spielen und im Anschluss mit zwei, drei Klassen einen Jonglage- und Akrobatikworkshop machen. Dabei werden wir von Argen und Gunhan begleitet, die übersetzten und helfen wo sie können. Ab und an kommt auch der ein oder andere Freund der beiden mit.

 

Eine Highlight war sicher die Renkli Orman (= farbenfroher Wald) Schule, die etwas außerhalb Izmir in der Natur liegt und mit seinem alternativen Bildungssystem und den aufgeweckten Kids einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat.

Auch der Besuch am gleichen Abend in der „EGE“- Universitätsklinik ist sehr speziell. Hier dürfen wir für die Kinder der Intensivstation (Patienten, die kurz vor oder nach einer Operation stehen) unsere Show spielen und so gut wie es eben möglich ist Zirkus zum mitmachen anbieten. Wieder mit dabei sind Argen, Gunhan und Ozge, mit der wir die kommenden Wochen mehr zu tun haben werden.

 

An Nikolaus (hier in der Türkei natürlich nicht gefeiert) sind wir in einer weiteren staatlicher Schule in Yukari Kizika. Der Unterschied zur letzten ist, dass wir auf dem Land sind. Dorfleben so wie man es sich vorstellt mit schrulligen alten Menschen, die vor ihren Häusern sitzen, im Schnitt mehr Nutztiere als Haustiere und eine unbeschreiblich süße Interesse der Kids an uns!

Die Kinder aus der Stadt sind noch eher Ausländer „gewöhnt“ oder durch den übermäßigen Konsum von Medien weniger leicht zu beeindrucken (das heißt nicht, dass wir das nicht geschafft haben...), aber die Kids hier feiern uns richtig! Die Show zu spielen ist ein Traum und auch die Zeit beim Workshop verfliegt wie im Flug.

 

Der Märchenmann

Argen ist Geschichtenerzähler. Noch macht er es mehr als Hobby neben seinem Studium, aber er kann sich vorstellen das weiterzuführen. Wir begleiten ihn während unserer Zeit in Izmir mehrmals zu seinen Geschichten-Abenden, auch wenn wir nichts verstehen, spüren wir die aufkommende Stimmung und das gefällt uns gut.

Im Tulki (Fuchs) einem Künstlerkollektiv erzählt er seine Storys und im Hintergrund hängen abstruse Masken und Bilder ... die Aura ist magisch!

Im Anschluss gehen wir traditionelles Käse-Baklava essen...

 

JA!

KÄSE und BAKLAVA!

Wie krass ist das den bitte?

Aber es schmeckt so gut wie es garantiert auch dick macht.

Es ist so wie alle guten Dinge im Leben:

Zu viel davon ist nicht gesund.

 

Highschool

09.12.19

Heute sind wir zu Gast bei einer in Highschool in Basmane, einem Stadtteil Izmir's. Bekannt ist die Gegend als „Ausländer-Problem-Viertel“ und hier leben unter anderem die ärmsten Menschen der Stadt. Nur selten bekommen die Kids die Chance etwas von der Welt zu sehen. Um so einfacher für uns, obwohl wir noch nie in einer Highschool waren. Wieder mit dabei ist natürlich Argen, sowie Gunhan, Ozge und Tugce (ebenfalls Künstlerin und schwer von uns begeistert).

Die Show spielen wir im Pausenhof vor ca. 300 Schülern und die Workshops machen wir in den Klassenzimmern.

 

Am nächsten Tag geben wir in Bornova (hier wohnen wir gerade) ein Interview für eine lokale Reporterin einer Zeitung. Argen ist wieder mit dabei und übersetzt. Er ist der Mann der Stunde!

Das Interview bezieht sich stark auf unsere Zeit in der Türkei – logisch – und wie wir uns hier als Europäer zurechtfinden. Die Antwort: sehr gut!

Auf die wohl am meisten gestellte Frage: „ wo ist es am schönsten?“ antworten wir immer, dass die Menschen einen Ort zu dem machen was er ist. Und da wir viele Menschen kennengelernt haben und viele zu unseren Freunden zählen können, haben wir viele schöne Orte, an die wir uns gerne zurückerinnern.

 

Abends findet erneut Storytelling in einem Café statt, aber dieses Mal gestaltet Argen seinen Abend anders und erzählt seiner Geschichten auf Englisch. Einmaliges Erlebnis für uns!!!

Die drei Kinder-Geschichten erzählt er so süß und mit Gefühl für die einzelnen Charaktere, dass die Aufmerksamkeit durchgehend bei ihm bleibt. Mit kleinen Musikinstrumenten untermalt er einzelne Stellen und schafft so eine Fantasiewelt, in die wir gerne eintauchen.

 

Die Handy SIM-Karte ist in Deutschland angekommen und dank der Familie läuft das online Banking wieder einwandfrei. Endlich!

[Mir wurde das Handy in Mardin gestohlen → siehe Blog: Türkei Teil II]

 

Bayındır & Yusuflu

12.12.19

Wir fahren für mehrere Tage mit Argen raus aus der Stadt und 1,5 Stunden ins Landesinnere. In Bayındır einer kleinen Stadt sind wir in einer Schule verabredet und spielen unsere Show vor 150 Erst- bis Viertklässlern. Zum Mittag gehen wir gemeinsam mit der Schulleiterin Essen und im Anschluss so wie immer: Workshop!

Das Wetter ist nach wie vor gut und so spannen wir unsere Slacklines zwischen den Bäumen im Garten und lassen die Kids ihre Balance-Fähigkeiten unter Beweis stellen.

Nach Bayındır geht es weiter zu Freunden von Argen ins nächste Dorf. Wir übernachten in einem alternativen Ferienressort in Yusuflu.

Hier leben unter anderem mehrere Künstler zusammen und in einer alten Olivenöl-Fabrik haben sie ihr Atelier wo gemalt, gebastelt und Zeit verbracht wird.

 

Am nächsten Morgen sind wir in der kleinen Dorf-Schule und spielen für 60 Kids unsere Show und machen einen Workshop.

Dieses Mal sind die Kinder „so richtig“ aus dem Dorf und es herrscht wieder eine ganz andere Stimmung. Die Kids sind geradezu fasziniert!

Gunhan ist ebenfalls gekommen – wir können auf ihn zählen – und unterstützt uns wieder mit übersetzen. Englisch kann hier keines des Kids.

 

Die Pinz-Lösung

Auf der Heimfahrt bemerkt Gunhan, dass unser Reifen seitlich eiert und er macht uns darauf aufmerksam. Das Rütteln ist nach wie vor da... ist das die Ursache?

Am nächsten Tag ist der Reifen gewechselt (das erste Mal, dass wir den Ersatzreifen benötigen) und bei der ersten Probefahrt wird klar: das war das Problem!

Das Rütteln ist weg und Grund dafür war der Reifen. Wie wie viel Zeit wir damit verbracht haben den Motor zu checken … dafür läuft er auch einwandfrei.

 

Izmir-Zentrum

Wir ziehen erneut um, um die letzten Tage in Izmir-Zentrum bei Yasemin und Turan zu wohnen. Die Beiden sind Freunde von Gunhan, Tansu und Argen und beide sind über 40! Unsere wohl ältesten Gastgeber auf der Reise.

Die Bude ist ein klares Level höher nach Argen's Studenten Bude, wo einer immer auf dem Boden schlafen musste. Wir teilen uns ein Doppelbett im Gästezimmer und wenn jemand das Bedürfnis hat zu schmusen, können wir uns das süße kleine Kätzchen schnappen … jeder Zeit.

Die 4 Tage bei Yasemin und Turan vergehen wie im Flug. Wir verbringen viel Zeit mit unseren neuen Freunden in Izmir und eigentlich wollen wir gar nicht weiter fahren, aber wir dürfen uns nur maximal drei Monate am Stück in der Türkei aufhalten, aber wollen noch ein paar Einladungen folgen...

 

Karaburun: die letzte Zirkus Aktion!

19.12.19

Wir wohnen bei Ozge und ihren Eltern in Karaburun, einer Stadt der gleichnamigen Halbinsel Karaburun. Hier leben knapp 10.000 Menschen und viele davon arbeiten im Fisch- und Krabbenfang.

Ozge ist hier aufgewachsen und freut sich uns ihre Heimat zu zeigen und den Zirkus hier her zu bringen. Sie hat sich richtig ins Zeug gelegt und gemeinsam mit dem Bürgermeister für die ganze ortsansässige Schule was geplant. Der Theatersaal im Rathaus ist extra für uns hergerichtet worden und die Kids haben für unsere Show frei bekommen. Ein Behindertenheim ist ebenfalls eingeladen und so füllt sich der Saal schnell und über 200 Zuschauer füllen die Reihen.

 

Nach einem Cay und Mittagessen geht es direkt weiter mit den Workshops. Unsere Freunde aus Izmir Tugce, Gunhan und Argen sind extra gekommen, um uns ein letztes mal zu helfen und zu sehen. Hier ist unsere letzte Station, bevor wir weiter fahren müssen. Eigentlich wollen wir gar nicht weiter... So gut gefällt es uns hier.

 

Ceshme und Fähre

22.12.19

7 Uhr morgens und der Pinz rollt. Wir fahren aus Karaburun los 1,5 Stunden durch dir dunkle Pampa bis nach Ceshme. Wir haben ein Ticket für die Fähre nach Griechenland gebucht, mit einem Zwischenstopp auf der Insel Chios. Eigentlich sollte die Fährfahrt nachmittags um 17 Uhr sein, aber wegen schlechtem Wetter ist die Fahrt vorgeschoben worden auf 11 Uhr.

9 Uhr kommen wir bei Serkan – Halbbruder von Ozge – an, der uns die Tickets klar gemacht hat. Er arbeitet für die Fährgesellschaft und so war es für uns um einiges einfacher einzuchecken und die Grenzformalitäten zu erledigen. Es ist ziemlich leer um die Jahreszeit. Kaum Touristen unterwegs und so sind wir auch ruck-zuck beim Zoll durch.

Die Beamten lassen es sich nicht nehmen den Pinz zu röntgen und sehr akribisch zu durchsuchen. Dabei ist aber alles in einem sehr netten Ton und professionell. Da wir nicht wie sonst 500 Kilo Koks dabeihaben läuft alles glatt und um 11 Uhr fahren wir auf die Fähre, die umgehend ablegt, noch bevor wir richtig geparkt haben. Wir sind das einzige Privatfahrzeug neben 3 LKW's auf der recht kleinen Fähre und stürmisch und sehr schaukelig geht die Fahrt los. Zwischenzeitlich wird der Pinz in Ketten gelegt, um seitliches rutschen zu vermeiden aber nach 40 Minuten ist die Sache erledigt und wir legen an. Als wir das Boot verlassen betreten wir Chios und sind somit zurück in der EU!

 

 

 

Fortsetzung folgt...

 

 

 

Bilder aus dieser Zeit auf Instagram

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