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Georgien III [09/2019]

 

Saguramo, Tiflis

13.09.19

Wäsche waschen! Die erste Aktion am nächsten Morgen nach dem Aufstehen. 

Die ganzen Klamotten, die es im Verlauf der letzten Wochen in Indien nicht mehr aus den Tiefen des Rucksacks geschafft haben, haftet ein ganz besonderer Geruch an ... der schnellstens weg muss!

 

Die erste Nacht im Dachzelt ist wieder was ganz besonderes, aber auch nicht! Zurück zu den Basics und in den Reisealltag. Wir sind wieder „Zuhause“!

 

Dato ist im Stress: die Schule mit der 1. ersten Klasse wird nächste Woche eröffnet, die neue FSJ-lerin Katharin aus Deutschland ist da, drei Franzosen (Damien + Frau + Kind) – die mit dem Fahrrad um die Welt reisen – machen hier ihre Winterpause, 15 Waldorf-Schüler aus Russland sind für einen Unterrichtsteil – den Dato unterrichtet – hier und der Kindergarten startet ebenfalls nächste Woche, allerdings im Untergeschoss des Wohnhauses. Als wir in Indien waren, ist im Wohngebäude umsaniert worden und der Kindi umgezogen in das Hauptgebäude – da die Schule jetzt dort ist.

Trotz allem werden wir herzlich begrüßt und wieder in den georgischen Hof-/Schul-/Kindi-Betrieb aufgenommen.

Im Plausch erfahren wir, dass Dato mit den Kukuk's in Stuttgart gerade im Gespräch über einen Spielplatz ist. Wir klinken uns gleich ein und helfen, Details für die Umsetzung der Planung zu vermitteln.

 

Und wieder einmal können wir mit unseren Kontakten weiterhelfen: Dato braucht noch Bänke für seine neue erste Klasse. Das Material hat er schon da, aber die Zeit fehlt ihm. Hier kommen wir mit unseren Kontakten ins Spiel...

 

Hendrik und die 8 Bänke

14.09.19

… Ein alter Freund aus Schulzeiten von David ist wie wir auf Reisen mit seinem alten Feuerwehr Unimog. Hendrik ist Schreiner und hat seinen Camping-Aufbau und -Innenausbau selber gemacht: Alles mit der Qualität eines Schreiners.

Und genau wie wir ist er mit seinem ganzen Equipment, was er für seinen Job benötigt, losgezogen um die Welt zu entdecken. Das bedeutet in seinem Staufach befinden sich kein Fahrrad oder Surfbrett, sondern Holzbearbeitungswerkzeuge: von der Handkreissäge, über den Staubsauger bis zum Leim hat er alles dabei!!!

Hendrik und wir sind schon länger im Kontakt und wie es der Zufall will, ist er gerade in Georgien und ums „Eck“. 

Wir eröffnen Dato, dass unser Freund und Bekannter ein reisender Schreiner ist, der gerne vorbeikommen würde, um zu helfen, da zaubert sich ein Lächeln auf das Gesicht unseres Gastgebers.

Die Hoffnung, dass die Schulbänke doch noch rechtzeitig fertig werden, ist wieder geboren!

 

Noch am gleichen Abend kommt Hendrik an und wir setzen uns gemeinsam mit Dato zusammen und beschließen in den kommenden Tagen mit Hilfe von Hendrik und uns zwei das Projekt Bänke anzugehen!

Der nächste Morgen ist ungemein hart für David und mich... wir waren in Tiflis mit unseren georgischen Freunden feiern ... mit reichlich Chacha … 

 

Es war eine Freude unsere Bekannten wieder zu sehen und so starten wir gegen 10 Uhr mit einem Katerfrühstück und ab 11 Uhr den Bankbau.

Im Verlauf des ersten Tages schaffen wir nur zwei der acht Bänke zu bauen, dafür sind aber alle Zuschnitte für die übrigen fertig und müssen nur noch verarbeitet werden.

Das passiert am Folgetag und noch am gleichen Abend helfen uns die Russen mit dem Lackieren der Bänke. Die Bänke sind so konzipiert, dass sie als Sitzgelegenheit und auch als Tisch für die kleinen Kinder dient. Jedes Kind hat ein Sitzkissen und so lässt es sich auf der Bank wie auf dem Boden super sitzen.

 

Eröffnung der Schule mit waldorfpädagogischem Konzept

16.09.19

Seit Jahren schon planen Dato und Mariam eine Schule zu eröffnen. Jetzt ist es endlich soweit: alle behördlichen Hürden sind genommen, Lehrer sind gefunden und Schüler angemeldet worden.

Die ersten drei Jahre ist es „nur“ eine Schule mit „waldorfpädagogischem“ Konzept. Danach ist es eine  anerkannte Waldorfschule. Die zweite dann in Georgien.

Die Jahre über kommt immer eine weitere Klasse dazu, bis in 12 Jahren eine vollwertige Schule mit Unter-, Mittel- und Oberstufe entsteht. 

Der zukünftige Kukuk-Spielplatz nimmt dabei eine wichtige Rolle in der Planung mit ein: er soll Mittelpunkt eines kleinen Schul-Dorfes werden. Rund um den Spielplatz werden kleine Hütten – für jede Klasse eine – gebaut, so dass die Unterstufe ein eigenes Dorf für sich wird. Direkt daneben befindet sich der Stall mit den Tieren und dahinter der Garten, ein richtiger Abenteuerspielplatz für die Kinder.

 

Die Eröffnungszeremonie findet mit den Kindern der allerersten ersten Klasse, deren Eltern und Lehrern, statt. Gleichzeitig ist es auch die Einschulung und mit dabei ist auch eine kleine Band, die Musik spielt und eine vierte Klasse aus der Waldorfschule in Tiflis, die ganz traditionell die Einschulungszeremonien übernehmen. Die Russen singen und im Anschluss wird ein Baum gepflanzt. Mit jeder Klasse soll eine Baumpflanzung einhergehen, um an den Erhalt der Natur und unserer Herkunft als Mensch zu erinnern.

 

Wir sind natürlich nicht nur als passive Zuschauer mit dabei und spielen nach dem Mittagessen unsere Show auf dem Sportplatz. 

Nach den knapp zwei Monaten in Indien, ohne die vielen Requisiten und Instrumente, sind wir wieder voll ausgestattet und rocken das Publikum!

Den kleinen Erstklässlern gefällt es besonders gut: es wird geklatscht und gejubelt. Auch Dato und Mariam schauen zu und sehen das erste mal live, was wir eigentlich machen. Im Anschluss lassen wir die Kids noch ein wenig mit dem Rola und den Bällen spielen und dann ist das Fest auch schon vorbei und alle gehen glücklich und zufrieden nach Hause … nur wir nicht: wir gehen in die Stadt feiern!

 

Pinzgauer 

17.09.19

Nach dieser kleinen Sommerpause stehen einige Wartungsarbeiten an: Bremsen nachstellen, Öl kontrollieren, Fettnippel abschmieren, Reparaturarbeiten an der großen Seiten- und der hinteren unteren Klappe. Bei so einer Gelegenheit wird auch noch groß Ausgemistet: Zirkus-Materialien, welche wir selten oder nie benutzt haben lassen wir mit gutem Gewissen hier in der neuen Schule und, da Dato ein richtiger Schaffer ist, lassen wir unseren Akkuschrauber in seiner Obhut. Schon den ganzen Sommer über hat er ihn in vielen Baustellen gebraucht: Treppe bauen, Küche und Stall renovieren, usw. Ein zweites mal diese Woche bringen wir Dato zum Strahlen mit diesem kleinen Geschenk. Bei uns liegt es die meiste Zeit nur im Weg und so oft brauchen wir ihn auch nicht. Win-win-Situation für alle.

 

Der Motor des Pinzgauers springt nach einem kurzen Stocken an. Die Batterien sind frisch. Alles läuft wie am Schnürchen.

Bei der Testfahrt checken wir, ob die Bremsen richtig eingestellt sind und ob alle hydraulischen Sperren der Achsen und der Allrad-Zuschaltung noch funktionieren. Tun sie. Es kann weiter gehen!

 

Wir bleiben allerdings noch ein paar Tage, um uns von Indien zu erholen und weil es uns hier einfach so gut gefällt! Dafür erleben wir haut nah, wie das Schaf geschoren wird. Alles mit der Wollschere und von Hand. Ich helfe dabei das Schaf ruhig zu halten, da es eher als unangenehm empfindet gefesselt auf dem Tisch zu liegen. Der ein oder andere Zappler, mit dem Ziel wieder in die Sicherheit des Stalles zurückzukommen, werden im Keim erstickt.

Die frische Wolle wird direkt von den fasziniert zuschauenden Erstklässlern in Schüsseln gepackt und dann gewaschen und getrocknet. Die erste Epoche der Kleinen ist Naturmaterialien und was man damit machen kann. Die Tage über werden sie anfangen mit der selbst erwirtschafteten Wolle zu filzen. 

 

Aufbruch

18.09.19

Unimog und Pinzgauer verlassen in Kolone Saguramo und den Hof Cisartyela. Der Abschied von Dato und Mariam ist wieder herzlich und ergreifend. An keinem anderen Ort waren wir so lange und so oft wie hier in Cisartyela – unserem Zuhause in Georgien.

180 Kilometer fahren wir nach Westen Richtung Meer. Der Pinz hält gut mit dem Unimog mit und so rollen wir bei einem klaren blauen Himmel und Sonnenschein durch die georgische Landschaft.

Abends finden wir einen Schlafplatz auf einem Berg, nahe eines Nationalparks und absoluter Ruhe und Einsamkeit. 

 

Offroad-Tag

Da wir es nicht eilig haben und noch was von Georgien sehen wollen, beschließen wir in den nahe gelegenen Nationalpark zu fahren. Sehr spontan und ohne einem bestimmten Ziel.

Wir werden mit schmalen Wegen durch den Wald und in die Berge belohnt. Abseits der Piste fährt es sich am besten!

Auf einem langen, schmalen Weg bergauf stoßen wir auf ein Hindernis … für den Unimog: Ein Baum liegt quer über dem Pfad auf einer Höhe von ca. drei Metern. Wir passen gerade so mit unserem Pinz durch, aber für den knapp vier Meter hohen Unimog gibt es nur zwei Möglichkeiten: die knapp drei Kilometer des Bergpfades rückwärts zurück fahren oder den Baum aus dem Weg räumen.

Hendrik ist Schreiner und er hat sein Werkzeug dabei, also auch eine Kettensäge! Der Unimog wird ein Stück zurück gesetzt und los geht die Sägearbeit.

Zwischenzeitlich kommt ein Park-Ranger vorbei, den unsere Aktion aber gar nicht stört. Vielmehr ist er daran interessiert, ob wir die Nacht im Park verbringen wollen oder nicht, denn dafür benötigt man ein Ticket. Da wir aber heute noch weiter fahren, ist das alles kein Thema.

 

Der Baum wird in mehrere Stücke zersägt, die Passage frei geräumt und der Weg ins Gestrüpp fortgesetzt. 

Nach diesem erlebnisreichen Tag schlagen wir unser Lager auf dem gleichen Berg vom Vortag auf und genießen den Sonnenuntergang bei einer ordentlichen Portion Pasta im Unimog. 

 

Tschau Hendrik

Am nächsten Morgen trennen sich unsere Wege. Hendrik fährt direkt nach Batumi, um eine Fähre nach Rumänien zu nehmen, während wir einen weiteren Abstecher planen. Ziel ist der im Norden Georgiens liegender Pass Uschguli.

Auf unserer Route sehen wir das berühmte Kloster auf dem Fels. Leider darf man nicht hochklettern. Dann suchen wir uns, über die kleinsten in der Karte eingezeichneten Straßen, einen Weg querfeldein, bis wir an einem Fluss mitten in der Pampa herauskommen.

Weit und breit nur Bäume und wilde Natur. Der „Weg“ ist eher ein schlammiges Abenteuer und so können wir uns sicher sein, hier ungestört die Nacht verbringen zu können ... und nicht nur die.

 

Regentag: wir bleiben!

Spontan und ohne zeitlichen Rahmen beschließen wir den Regentag hier zu verbringen. Das Zelt steht schon und bei Regen zu fahren macht weniger Spaß: man sieht weniger. Hörbuch an und zurück in den Schlafsack. Ab und an einen kleinen Snack zubereiten und nach dem Wetter schauen.

 

Uschguli

23.09.19

In den Bergen, nahe der russischen Grenze, kommen wir auf die 2000 Höhenmeter und werden mit dem Ausblick auf den „Koruldashi“ Gletscher belohnt. Die Fahrt über die 30 Kilometer lange Offroad-Strecke ist ein Traum und wer Berge liebt, der würde hier sein Zuhause haben wollen!

Der Blick in das grüne Tal und im Rücken den Gletscher, der von der untergehenden Sonne angestrahlt wird … zu herrlich. 

Wir schlagen hier unser Lager auf und merken gleich den Unterschied: es ist kälter! Ein großes Feuer und warme Klamotten bringen den nötigen Komfort. 

Nur vier Kilometer Luftlinie entfernt verläuft mit dem Bergrücken die georgisch-russische Grenze. 

 

Der nächste Tag beginnt kalt und klar. Die Scheiben sind gefroren und der Tau im Gras ist kristallisiert.  Die Passüberquerung und weitere 1000 Höhenmeter werden überwunden: eine kleine Herausforderung für Fahrzeug und Passagiere. Oben werden wir mit einem wunderschönen Bergpanorama mehr als belohnt! 

Uschguli ist ein kleines, verschlafenes Bergdorf, mit schönen Steinhäusern, die sich in den Fels kuscheln. Im Sommer muss es hier von Wanderern nur so wimmeln, jetzt aber hält sich das im Rahmen. Die Bewohner staunen allerdings nicht schlecht, als wir über den steinigen Pfad runter in das Zentrum fahren. An Pickup's und Overlander wie Landrover oder Toyota hat man sich hier gewöhnt, aber unsere Größenkategorie ist ungewöhnlich. Das ganze Fahrzeug ist ungewöhnlich.

 

Wir fahren bis Poti ans Meer in einem durch. So sehr wir die Berge lieben, so sehr lieben wir auch das Meer und die Wärme. 

Überschattet wird unser Trip in die Berge allerdings von der Polizei. Kurz vor unserem Ziel zieht sie uns raus, wegen einem Wackler im Standlicht. 15 Lari ~ 5 € fallen an. 

Ärgerlich in dem Moment, letztlich aber Gerechtfertigt, da die eh schon spärliche Beleuchtung leicht zu übersehen ist. Wenn dann noch eines ausfällt, kann das katastrophale Auswirkungen haben.

 

Spielplatzbesichtigung in Batumi

26.09.19

Dem im Sommer gebauten Spielplatz statten wir einen einen spontanen Besuch ab.* Wir finden alles so vor, wie wir es im Juli zurück gelassen haben. Die Wippe aus einem großen Baumstamm, den die Leute von hier noch selber fertig bauen wollten, gibt es leider nicht, aber alles andere ist perfekt in Schuss. Der Platz wird viel genutzt und sobald die Kids von der Schule nach Hause kommen, trifft man sich hier.

Wir laufen einmal alles ab, um evtl. lose Balken oder Bretter zu finden, aber alles sitzt!

Wir werden von ein paar der Anwohner erkannt und prompt zu Kaffee und Chacha eingeladen. Typisch georgisch ...

 

Bei unserem letzten georgischen Abendessen lassen wir es nochmal ordentlich krachen. Die vielen Spezialitäten wie z.B. Khinkali und Chatschapuri lassen wir uns servieren. Dazu ein kühles Bier um das Festmahl abzurunden.

 

Grenzübergang: Türkei wir kommen

27.09.19

Dieses Mal kein kilometerlanger Stau und auch keine ausgefallenen Computer wie beim letzten Versuch in die Türkei zu kommen.*

David geht wieder, wie beim letzten Mal zu Fuß und ich im Pinzgauer über die Grenze. Wir wechseln die Länder über den gleichen Grenzübergang wie schon im Dezember 2018, hier in Sarpi. 

Die Kontrolle ist sehr locker: ein Blick hinten rein genügt den Beamten.

 

Unsere Bekannten aus Hopa sind leider nicht da und so fahren wir direkt Richtung Süden nach Mardin, da wo es warm und sonnig ist!

 

 

* [siehe Blog: Georgien Part II]

 

 

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