Tote Kuh
02.07.19
Wir nehmen den westlichsten Grenzübergang nach Georgien, nahe Gymrie auf armenischer Seite. Ziel ist Batumi, wo wir die Kukuk's* wieder bei einem Spielplatz-Projekt treffen werden.
Täglich legen wir ordentlich Kilometer zurück und kommen an Bergen, Seen und Flüssen vorbei. Zwei Nächte verbringen wir am Parawanisee im Tannenwald, dann ein paar weitere bei Sarsma direkt am Fluss, ungestört bis auf ein paar Kühe und ein Gaul, die uns aber kaum behelligen.
Wieder in Georgien zu sein, fühlt sich heimisch an. Man kennt die Gepflogenheiten der Georgier und weiß sich zu verhalten.
Ein Land das zweite Mal zu bereisen bei einer anderen Jahreszeit, hinterlassen ganz neue Eindrücke bei uns, die wir auch genießen. Man hat einen Vergleich (ein halbes Jahr zuvor) und immer wieder fangen wir an uns gegenseitig auf Dinge aufmerksam zu machen mit dem Satz: „... ahh letztes Mal ...“
Wir fühlen uns wohl und freuen uns darauf unsere alten Freunde von Kukuk zu sehen.
Beim joggen im Wald stoße ich auf einen ungewöhnlichen Fund: nachdem zwei Füchse meinen Weg kreuzen, stoße ich mitten im Unterholz auf eine Kuh. Sie liegt auf dem Boden, was mich stutzig macht! Seit wann liegen Kühe mit ausgestreckten Beinen auf dem Boden wie ein schlafender Hund?
Beim näherkommen bemerke ich die leblosen Augen und die vielen Fliegen um den Kadaver.
Lange liegt sie noch nicht da, aber steif wie ein Brett ist sie schon...
Mit Stöcken und Steinen markiere ich meinen Fund bis zum nächsten Weg, damit vielleicht jemand darauf aufmerksam wird.
Als wir am Mittag weiterfahren, führt uns unsere Route an der Fundstelle von heute Morgen vorbei. Wir halten an und warten bis Einheimische vorbeikommen, die wir auf die Kuh aufmerksam machen.
Mit erleichtertem Gewissen, dass die Kuh jetzt nicht im Wald verrotten muss, setzen wir unseren Weg nach Batumi und ans Schwarze Meer fort.
Durch die Berge
06.07.19
Unseren Pinz haben wir im Iran und in Armenien gut gefordert und immer wieder haben wir kleinere Pannen, ausgelöst durch ein lockeres Kabel oder einen koridierten Kontakt.
Das sind aber mittlerweile keine Pannen die uns länger aufhalten. Nur am Anfang die Ungewissheit, was jetzt die Ursache für den Aussetzer des Motors ist, lässt uns sorgenvolle Blicke austauschen. Doch sobald die Motorabdeckung runter ist und wir anfangen alles zu checken, finden wir immer die Ursache, beheben sie und dann geht es nach einer kurzen Verzögerung weiter.
Eine 30 Kilometer Schotterpiste durch wunderschöne Natur von Tälern und Bergen lässt uns wieder froh sein einen Pinzgauer zu fahren und dessen Vorzüge zu genießen. Größere Steine und Schlaglöcher sind kein Problem, wo das ein oder andere Fahrzeug langsam machen müsste, fahren wir souverän durch. Auch vor einem Bachbett bis zu einer Wassertiefe von einem Meter machen wir kein Halt.
Batumi
07.07.19
Die Sonne scheint von einem strahlend blauen Himmel und schon morgens ist es um die 30 Grad heiß. Im Hotel „Mari“ treffen wir Bianca, Johannes und Nasim von Kukuk. Das letzte Mal haben wir uns in Albanien vor sieben Monaten gesehen. Mit dabei ist Herr Köhler mit seiner 12. Klasse aus der Waldorfschule Stuttgart Sillenbuch. [Link] Alle sind über Nacht per Flugzeug nach Kutaissi und mit dem Reisebus nach Batumi gekommen.
Dementsprechend sind die meisten Schüler etwas stiller als sonst, aber das ändert sich noch im Verlauf des Tages. Das Wiedersehen mit unseren Freunden ist wieder herzlich und während wir in der Lobby auf den Rest der Gruppe warten, geben wir eine schnelle Kurzzusammenfassung des letzten halben Jahres.
Während wir so eine Geschichte nach der anderen ansprechen, bemerken David und ich nebenbei, dass wir doch schon so einiges erlebt haben...
Ein weiterer Gast kommt im Hotel „Mari“ an: Samare aus Teheran, Iran.
Kennengelernt haben wir sie während unserem Zirkus-Worshop in Teheran und sind gute Freunde geworden. Spontan hat Samare entschieden ihre Ferien in Batumi zu verbringen, um uns erneut zu treffen. Ein witziger Zufall, dass Nasim von den Kukuk's mit dabei ist. Was wir nicht wussten: Nasim ist ebenfalls Iranerin und so quatschen die Mädels zusammen persisch.
Mittags ist die Bauplatzbesichtigung, wo innerhalb von 5 Tagen der neue Kukuk Spielplatz gebaut wird. Die Schüler bilden mehrere Gruppen und jede Gruppe übernimmt eine Station, welche sie selber kreieren und gestalten. Immer mit den Ratschlägen und Sicherheitsbestimmungen der Kukuks beraten.
Stationen:
- Turm 1 mit Rutsche und Kletterwand
- Turm 2 mit Hangelstruktur
- Balance-Plattform mit Rutsche
- Chill-Ecke
- Wippe
- Schaukel
- Basketballkörbe
Der erste Tag geht mit der Planung einzelner Strukturen und Wahl der Positionen der Stationen zu Ende. Am Abend ziehen wir los ans Meer mit den 12ern, das Wasser und den Sommer zu genießen.
Am Folgetag wird der vorhandene alte Spielplatz fachmännisch zerlegt und dann mit dem Bagger eine Grube für den Sandkasten und die Löcher für die Fundamente ausgehoben. Parallel dazu werden die Balken und Bretter angeliefert, welche gleich von den 12ern abgeschliffen werden.
Nachmittags werden die Fundament-Balken aufgestellt und am Abend kommt der Beton in die Löcher, um über Nacht so weit auszuhärten, dass am nächsten Morgen beplankt werden kann.
Trotz der Hitze kommen alle gut ins Schaffen und David und ich steigen voll mit ein!
In den Folgetagen lernen wir die umliegenden Bewohner des Viertels sehr gut kennen, vor allem die Kinder, welche uns erst neugierig zuschauen und dann aber ebenfalls mit anpacken und helfen. Zusätzlich werden wir noch durch vorsorgliche Eltern mit Wassermelone und Kaffee versorgt → so kann es sich arbeiten lassen!
Die Gastfreundschaft mit der wir hier aufgenommen werden, lässt uns alle wieder einmal staunen. Zum anderen das Engagement der Anwohner und Kids: es wird mit angepackt und geholfen wo es geht - also überall!
Spätestens als David einen Jonglage-Workshop für die Kinder gibt, haben wir die Herzen der Georgier gewonnen!
Mit Angela und Daniel kommt weitere Unterstützung aus Stuttgart. Sie ist Theater- und Sprachpädagogin aus der Schule und Daniel ein „Kukuk“.
Seit 7 Monaten haben David und ich zwei dicke Seile durch die Welt gefahren. Mit dabei und gut verstaut seit Albanien, wo wir das letzte Mal zusammen einen Spielplatz in Fier gebaut haben. Diese Seile haben, nachdem sie im Balkan, Griechenland, der Türkei, Georgien, Armenien und im Iran waren, hier ihren Platz gefunden!
An Tag 4 hauen alle noch mal richtig rein um fertig zu werden! Es wird eine Stunde länger gearbeitet, trotz krankheitsbedingter Ausfälle von einem Drittel der Klasse.
An Tag 5 regnet es so stark, dass alle vormittags im Hotel bleiben und frei haben. Da fast alles fertig gebaut ist und nur noch Kleinigkeiten zu erledigen sind, geht es erst nachmittags zum Spielplatz, um letzte Feinheiten abzuarbeiten.
Abends geht es in die Altstadt und wir feiern den fertigen Spielplatz.
Regenerations- und Planänderungs-Tag
13.07.19
Samare, die 12er und die Kukuk's verlassen Batumi am Morgen, nachdem wir ein letztes Mal den neuen Spielplatz verabschiedet haben. Die Kids haben Luftballons aufgehängt und beim Abschied fließt die eine oder andere Träne.
David und ich fahren an die türkische Grenze, um für ein paar Tage Georgien zu verlassen. Wir wollen nach Indien per Flugzeug (das Visa haben wir seit Iran) und den Pinzgauer bei Freunden in Saguramo bei Tiflis stehen lassen. In Georgien darf ein Fahrzeug mit ausländischem Nummernschild aber maximal drei Monate im Land sein.
Um also eine möglichst lange Zeit in Indien zu haben, wollen wir unsere drei Monate wieder nullen, indem wir ein paar Tage in der Türkei verbringen.
20 Kilometer vor der Grenze kommen wir in einen Stau. Nichts bewegt sich und nach einer Weile erfahren wir: die Computer der türkischen Grenzstation sind alle ausgefallen und für unbestimmte Zeit kommt niemand über die Grenze!
Wir fahren an die Seite und überlegen, wie es weiter gehen kann. Dabei stoßen wir auf zwei Franzosen mit ihrer G-Klasse, die wir schon in Armenien auf dem 3GS/3Dog Camping getroffen haben. Sie entscheiden den nächsten Grenzübergang anzusteuern, doch wir entschließen uns direkt nach Tiflis zu fahren, mit dem Wissen, dass wir so weniger Zeit in Indien verbringen können...
Tiflis & Bday Marathon
17.07.19
Zurück in der Hauptstadt Georgiens. Wir kennen uns aus und nach einem kurzen Telefonat mit Nino, einer Lehrerin der Waldorfschule hier, können wir ein paar Tage bei ihr wohnen.
Das Flugticket nach Indien ist gebucht und wir werden 6 Wochen dort verbringen!
Die 12. Klasse aus der Waldorfschule Sillenbuch war noch auf Abschlussfahrt in Georgien und ist jetzt ebenfalls in Tiflis. Wir treffen uns am Abend und es gibt eine kleine Stadtführung von uns. Zur Krönung des Abends feiern wir in den Geburtstag einer der Schülerinnen unter der Mutter von Georgien rein.
Der nächste Tag läuft ähnlich entspannt, nur dass wir Davids Geburtstag ab 0:00 Uhr feiern!
Zusammen mit den 12ern und unseren Freunden aus Georgien werden die Bars der Stadt unsicher gemacht...
Umzug nach Saguramo, Cisartyela
21.07.19
Mariam und Dato aus Saguramo, wo wir schon den Winter über waren, freuen sich uns wieder zu sehen als wir wieder kommen. Es ist ruhig, wenig los. Das soll sich aber ändern, sobald wir aus Indien zurück kommen werden.
Für Dato und Mariam wird ein Traum wahr: sie eröffnen die Schule, die schon so lange geplant war. Ab dem 16.09.19 wird die 1. Klasse an der neuen Schule mit Waldorf-Pädagogik eingeschult und wir spielen eine Show! Denn 3 Tage vorher werden wir wieder zurück in Georgien sein.
Zudem wird eine Schulklasse aus Russland für einige Zeit in Cisartyela sein, wo Dato sie unterrichten wird. Dann kommt noch eine neu FSJ'lerin und mit uns wird es dann sehr voll im September sein...
Vorbereitung für Indien
24.07.19
Die nächsten Wochen werden wir nur aus dem Rucksack leben. Das heißt reduzieren!
Uns erwartet ein feucht-heißes Klima und viele neue Eindrücke. Wir packen unser Medizintäschchen mit den Malaria vorbeugenden und den Wasser reinigenden Tabletten.
Alle wichtigen Dokumente finden in einem Umschlag Platz und dann liegen vor uns zwei prall gefüllte Rucksäcke. 2 x 12,5 Kg!
Den Pinzgauer können wir glücklicherweise bei Dato auf dem Hof parken. Im Gegenzug leihen wir ihm unser Werkzeug aus. Dann wird der Pinzgauer für die kleine Sommerpause vorbereitet:
Die Batterien müssen wir nicht abklemmen, da wir einen extra Schalter haben, der den Strom vom Fahrzeug trennt, aber der Kühlschrank wird leer geräumt und geputzt, bevor er ausgeschaltet wird. Trauertränen gibt es keine, obwohl wir nur ungern unser Zuhause auf Rädern so lange missen wollen.
Es macht tatsächlich noch mal einen großen Unterschied, ob man als Backpacker oder als Overlander durch die Welt reist...
… das merken wir das erste Mal, als wir Cisartyela verlassen und zum Bus sprinten.
Um mehr über unseren Trägerverein zu erfahren, besuchen Sie gerne die Website von Kukuk!
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