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Georgien Teil 3

 

Mittwoch 02.01.19

Eine Woche in Bakuriani Skifahren! Für umme!!!

Wir fahren mit dem Reisebus und 40 Kinder im Alter von 7 bis 16 Jahren in die Berge. Die Skischule „Ski Nane“ wird von Dato und Katy (Mutter Aniko – die uns eingeladen hat) geleitet. Dabei hat das ganze mehr Freizeitlager- als Skiausfahrt-Charakter.

Die Ankunft ist Chaos pur. Die Betreuer und Skilehrer haben nicht so den Überblick - scheint uns. Zudem sind einige Betreuer schon um diese Zeit angetrunken, es ist 14 Uhr, was aber normal zu sein scheint.

 

Das Haus liegt neben zwei Nobelhotels und wirkt dadurch noch schäbiger, als es eh schon ist: Einige Fenster haben Sprünge, der Putz blättert ab und innen drin sieht es auch nicht besser aus. Immerhin ist es warm.

Ski sind da → wir werde gleich ausgestattet (die Qualität lässt leider zu wünschen übrig). Für David wird nach einem Board gefragt ... muss ausgeliehen werden. Kommt die Tage. Liftpässe bekommen wir gleich und da wir nicht in der Bude versauern wollen, machen wir einen Spaziergang zum nahe gelegenem Lift und fahren einmal ganz hoch. Die Aussicht ist gut! Das Skigebiet allerdings klein. Eine Enttäuschung nach dem Wochenende in Gudauri (Es gibt noch weitere Liftanlagen rund um Bakuriani. Wir sind aber nur an einem gefahren).

 

Ein Tag am Berg.

9 Uhr Frühstück in Essensraum mit allen zusammen.

10 Uhr mit dem Bus zum Lift – alter Mercedes Oldtimer, die mit mehr Liebe und gutem Zusprechen am laufen gehalten wird, als durch die Mechanik.

Unten im Tal werden die Gruppen eingeteilt und dann geht es mit den Skilehrern los.

Gefahren wird bis 14 Uhr, dann treffen sich alle Gruppen und zusammen geht es zum Haus.

Mittagessen beim Ski Nane, wo die Frauen aus der Küche eine ordentliche Suppe kochen und dazu gibt es Brot und wahlweise Nudeln oder Kartoffeln.

Nachmittags ab 17 macht GO HAPPY in der Halle Zirkus!

Erst zurückhaltend, dann immer selbstständiger werden unsere Materialien erforscht und entdeckt!

Wir haben einen großen Sack voll mit Zirkusequipment dabei und jedes der 40 Kinder kommt so auf seine Kosten und kann in die Welt des Zirkus eintauchen.

20 Uhr gibt es Abendessen. Die Küche zaubert zum 2. Mal an Tag eine warme Speise hervor und alle werden satt.

Der Abend steht jedem frei zu gestalten. Programm gibt es von der Leitung aus keines und so sieht man die Kids sich selbstständig zusammensetzten und, meistens leider, auf die Bildschirme ihrer Handys schauen (trotz fehlendem WLAN). Andere aber spielen Mensch-ärgere-dich-nicht oder andere Brettspiele.

 

Die Woche entwickelt sich gut und ab und an schneit es → der Tiefschnee ruft!!!

 

Ich habe den Anfänger-Kurs übernommen. Meine Skilehrerfähigkeiten werden nur gelobt vom ersten Tag an und ab dem Zeitpunkt habe ich die Anfänger bekommen.

Kein Problem...

...wären nicht an zwei Tagen ganz so viele Menschen an dem einzigen Lift, den ich mit meiner Gruppe befahren kann. Grund: da es zu windig ist, sind ALLE oberen Lifte geschlossen. Also hat man Wartezeiten am Lifteinstieg von bis zu 45 Minuten.

An den Tagen habe ich mit meiner Gruppe bis zum Mittag leider nur 3 Abfahrten schaffen können und die Kinder (und ich) sind groggy.

 

Am Freitagabend macht David einen Jonglage- und ich eine Akrobatik-Workshop. Die Kids sind voll am Start!

Im Bett fühle ich mich nur noch krank und fiebrig! Kopf- und Bauchschmerzen lassen mich viel schlafen.

 

Samstag 05.01.19

Mir geht es beschissen. Etwas neben mir nehme ich Morgens eine Kleinigkeit zu mir.

Auf der Piste müssen wir ewig auf andere Skilehrer (verpeilter als ich) warten. Bis was passiert stehen die Kinder und ich eine Stunde nur rum.

4 Abfahrten bis Mittag. Mehr ist nicht drin. Es laufen zwar mehr Lifte aber noch lange nicht

alle. Die Warteschlangen sind ein Graus!

Gegen Mittag bin ich wieder einigermaßen OK. Trotzdem verbringe ich den Rest des Tages

im Bett. David gibt Abends einen Workshop. Ohne mich. Tee und Suppe (die ich kaum esse) halten mich am Leben.

 

Sonntag 06.01.19

Morgens geht es mir noch schlimmer als letzte Nacht. Nicht mal Frühstücken läuft noch... egal.

Trotzdem in den Skianzug und mit den anderen Skilehrern auf die Piste.

Heute sind wir diejenigen, auf die alle warten mussten... Aber wir hatten unsere Gründe:

 

1. Auto ging erst nicht an.

2. Uns hat ein anderes Auto eingeparkt

3. Die Zentralverriegelung hat selbstständig geschlossen, als keiner im Auto war →

laufender Motor. Bis wir über ein offenes Fenster die Tür wieder offen hatten ging

ordentlich Zeit ins Land

4. Der Hund von Dato wollte nicht ins Auto → als er endlich drin war ist beim

Türe schließen der Schwanz eingeklemmt worden. Das war schmerzhaft! So habe

ich einen Hund noch nie jaulen gehört...

5. Endlich auf dem Parkplatz angekommen hat mich und Sandro (anderer Skilehrer) beinahe ein Russe überfahren, da er den Rückwärts- und Vorwärtsgang beim einparken verwechselt hat. Wir beide lagen schon auf dem Boden bis er endlich gebremst hat!

Ein ganz normaler Tag in Georgien also.

 

Das nächste Horrozenario am Berg lässt nicht lange auf sich warten:

Heute soll ich ALLE Anfänger übernehmen. 20 Kinder. Never ever! Nicht mal wenn ich fit wäre. Ich habe versucht zu erklären, das das nicht Funktionieren kann, egal wie gut der Skilehrer ist! Offensichtlich werden meine Fähigkeiten als Instructor höher angesehen als ich erwartet hätte.

Der Deal ist dann folgender: 8 Kinder übernimmt Dato, der Leiter der Skischule (er will unbedingt sehen wie ich meine Skikurs mache) und ich bekomme die restlichen 12 Kids (viel zu viele).

Jetzt versuch mal 12 Kinder in der Liftschlange bei rund 200 drängelnden Wintersportlern beisammen zu halten. Du sprichst kein georgisch oder russisch, was es zusätzlich nicht einfacher macht und dann fühlst du dich so, als ob du jeden Moment das bisschen

Mageninhalt, was du in dir hast, loswerden musst.

 

Dieser Tag ist bis jetzt (im Rückblick auf ein halbes Jahr) der schlimmste und mit Abstand anstrengendste.

 

Jedes mal warten wir 30 Minuten oder länger auf den Lift.

3 ganze Abfahrten schaffen wir – Dato mit seinem Kurs immer hinter mir - dann sind die Kinder und ich so durch, dass alle nach Hause wollen. Zum Glück werden ein paar meiner Kleinsten mit dem Auto zum Haus gefahren und ich muss den Weg nur mit 6 meiner Schüler absolvieren.

Im Skikeller schaffe ich es noch gerade so meine Ski und die Stiefel ordentlich verstauen. Dann gehe ich auf mein Zimmer und falle ins Bett.

The day is over!!!

 

David umsorgt mich und bringt mir immer wieder einen heißen Tee aus der Küche. So dreckig habe ich mich das letzte mal mit einer Mandelentzündung und 41 Grad Fieber gefühlt.

Abends versuche ich eine Suppe zu essen... ohne Erfolg. Während ich schlafe macht sich dafür der Hund darüber her. Abends um 0 Uhr feiern alle im Haus (nach dem alten Kalender) Weihnachten. Die Stimmung ist ausgelassen... erzählte mir David am nächsten Tag. In Georgien wird Weihnachten am 06.01. gefeiert und Neujahr am 14.1.

 

Montag 07.01.19

Ich bleibe im Bett. Kein Problem für die anderen Skilehrer... einige der Kinder wollen heute eh nicht fahren: es schneit!

Ein paar unsere Freunde aus Tibilisi sind auch nach Bakuriani für ein paar Tage gekommen und David zieht mit ihnen los.

Nachmittags fühle ich mich besser... also wieder ab auf die Piste!

Ja, das ist eine dumme Idee. Im Nachhinein gebe ich das ganz offen zu aber als Vollblutwintersportler denkt man in solchen Momenten anders.

Während gegen 3 Uhr die Massen nach Hause strömen, da es so heftig schneit, dass man gerade so eine Sicht von 15 Metern hat, schnalle ich mir das Board an und fahre ein paar Stunden eine Tiefschneeabfahrt nach der anderen.

Kein Wunder, dass ich Abends wieder so durch bin, dass ich ab 10 Uhr schlafe und nichts mehr mitbekomme.

 

Dienstag 08.01.19

Heute ist unser letzter Tag hier in Bakuriani und da es mir einigermaßen gut geht, geht’s wieder ab auf die Piste. Von 10 bis 13 Uhr mit den Kleinen Skikurs gemacht, dann mit David eine Runde powdern (Tiefschnee fahren). Er mit Board. Ich mit Ski.

 

Mit einem Kleinbus geht es Abends zurück Richtung Tibilisi nach Saguramo.

Erst ist war nicht sicher, ob wir überhaupt einen Platz haben und ob uns jemals ein Bus abholen wird (erste Ansage war um 3 Uhr – letztlich sind wir um 19:15 Uhr gefahren). Abgesehen davon waren wir die einzigen, die das Interesse hatten von hier weg zu kommen. Unsere Gastgeber hätten nichts dagegen gehabt, wenn der Bus gar nicht erst gekommen wäre.

Der Fahrer heizt wie ein irrer und ist mehr mit seinem Handy, als mit der Straße beschäftigt. Deshalb haben wir auch beinahe einen Unfall … zudem verliert einer der hinteren Reifen Luft. Unterwegs wird mit einem Blick in den Seitenspiegel immer wieder der Zustand überprüft. Dann, kurz vor unserem Ziel müssen wir halten. Nach einem größeren Schlagloch ist der Reifen komplett platt. Der Fahrer steigt aus. Kommt zurück und es geht in Schrittgeschwindigkeit auf dem Seitenstreifen weiter. Bei einer Tankstelle halten wir an und der Fahrer versucht gut 10 Minuten lang den Druck im Reifen zu erhöhen... offensichtlich gelingt ist es ihm, denn es geht tatsächlich weiter. Ein Paradebeispiel für die georgische Variante!

Bei der Ausfahrt Saguramo lässt er uns raus und wir werden ohne warten zu müssen von Mariam mit dem Auto abgeholt. Kurze Zeit später sind wir wieder in unserem Zimmer und „Zuhause“. Endlich entspannen.

 

Mittwoch 09.01.19

Saguramo

Mir geht es wieder weniger gut als schlecht → ich hüte das Bett. David geht es derweil noch gut...

Mittags packen wir gemeinsam an und helfen den Heuspeicher aufzufüllen. Danach sofort wieder ab ins Bett. Keine Kraft für mehr Aktion.

 

Donnerstag 10.01.19

Immer noch in Georgien! Eigentlich wollten wir schon viel weiter sein. Wir machen den Pinz wieder reisefrisch und planen unsere nächsten Stationen.

Zu der Waldorfschule in Yerevan in Armenien haben wir eine Kontakt. Es kann also weiter gehen...

...wäre da nicht der Umstand, dass jetzt auch David krank ist!

 

Freitag 11.01.19

Heute Nacht war es zwei mal ganz knapp...“ erzählt mir David morgens.

Es wird gekotzt und gekackt das kracht!

→ Bei uns läuft...!

 

Wir vegetieren in unserem Zimmer vor uns her. Aus unsere Küche im Pinzgauer hole ich einen der Kocher, die Gewürze und Suppennudeln. Auf dem Schreibtisch in der Mitte von unserem Räume kochen wir unsere Nudelsuppe. Haupternährung heute.

Wir sind so froh, dass wir gerade in diesem Moment ein festes Dach über dem Kopf haben und ohne Probleme ein paar Tage länger bleiben können. Im Freien bei den Temperaturen wären wir ziemlich am Ar***!

 

Samstag 12.01.19

Während ich wieder auf dem Weg der Besserung bin hat es David mächtig erwischt. Auch die Kids im Haupthaus sind nicht ganz so fit wie die Tage zuvor.

Da mein Laptop immer noch durch das Systemupdate nur eingeschränkt funktioniert (Blog: Georgien Teil 1), fahre ich nach Tbilisi zu zwei Computer-Fach-Geschäften, aber keiner kann mir helfen... Es ist zum verzweifeln mit dem Ding!!!

 

Sonntag 13.01.19

David wirkt wieder etwas fitter und wir beschließen am Dienstag weiter zu fahren. Trotz all dem ist weiterhin Schonkost angesagt: Gemüsebrühe und Tee.

 

Montag 14.01.19

Unser letzter Tag in Saguramo und Tbilisi. Morgen geht es weiter!

Da wir so viel Erfolg mit der Oberstufe und dem Zirkus hatten, entschließe ich mich noch ein letztes Training zu geben. Leider ist David noch nicht so fit, dass er mit kann.

 

Abends gebe ich dann also in der Schule Akrobatik- und Pyramiden-Workshops.

Es ist wunderbar die Leute wieder zu sehen, mit denen man sich in den letzten Wochen angefreundet hat.

Nach dem Training gehen wir gemeinsam noch an den nahe gelegenen „Lisi See“ und trinken einen Abschieds-Chacha. Es wird wieder getanzt und gesungen... ganz georgisch eben.

 

Der Abschied fällt allen wieder schwer. Einer nach dem anderen gibt mir eine ordentliche Umarmung (oder 2 → für David). In den 5 Wochen in Georgien hat man sich so gut angefreundet wie an keiner anderen Station zuvor... das ist der klare Nachteil an unserem Projekt. Man lernt zwar schnell neue Menschen kennen, und dann auch gut, aber man muss sich immer wieder verabschieden. Die Trennung ist unvermeidbar.

 

Dienstag 15.01.19

Das Zeug zusammengepackt. „Unser“ Raum gründlich gereinigt, den Ofen wieder demontiert und in dem anderen Zimmer montiert. Das Besteck gespült. Den Wasserkocher abbrennen lassen (an unserem letzten Tag, in den letzten Minuten vor unserer Abfahrt muss das doofe Ding plötzlich einen Kurzschluss haben und in Flammen aufgehen).

Mariam, Melanie und den Kids sagen wir auf Wiedersehen – wenn wir je wieder nach Georgien kommen sollten, dann sind wir wieder herzlich eingeladen – fahren ein letztes Mal über den Hof und verlassen auf der löchrigen Straße unser Zuhause der letzten

Wochen.

 

Die Route führt uns durch Tbilisi wir fahren gemütlich in Richtung armenischer Grenze. Der Tag hätte so entspannt sein können, hätte uns die Polizei nicht angehalten, unsere abgelaufene Versicherung für den Pinzgauer reklamiert und uns eine ordentliche Strafe aufgebrummt. Man kann nicht immer Glück haben.

Tatsächlich haben wir vergessen unsere Versicherung nach den 30 Tagen zu verlängern. Hat ja keiner ahnen können, wie lange wir hier bleiben werden...

Zu der Strafe muss – natürlich – auch eine Verlängerung von mindestens 15 Tagen gezahlt werden. In unseren Augen unnötige Kosten, die wir uns gerne gespart hätten.

In 4 Monaten der erste Strafzettel... eigentlich ein gutes Ranking (besser als das, bevor wir losgefahren sind).

Im nächsten Dorf gehen wir zur Bank – kurz bevor diese schließt – und begleichen die Quittung. Zum Glück ist die Dame in der Bank sehr freundlich und hilft mir – der Vorgang geht nämlich nur über die Selbstbedienungsautomaten – die selbst die Einheimischen nicht verstehen.

Als ich aus der Bank trete wird hinter mir die Tür geschlossen. Glück im Unglück.

Bis zur Grenze werden wir noch ein weiteres Mal kontrolliert – die Polizei hat da wohl einen Riecher – aber souverän können wir jetzt unsere 15 Tage Verlängerung vorzeigen und ohne Probleme geht es weiter.

 

Um 20 Uhr kommen wir an die georgisch-armenische Grenze.

Schon mehrere Kilometer vorher reiht sich ein LKW nach dem anderen. Die Wartezeiten sind in der Regel immer länger für Lastwagen.

Wir fahren wie alle anderen PKW daran vorbei... und kassieren den ein oder anderen bösen Blick der Trucker. Auch an der Grenzstation will uns ein Zöllner wieder zurück schicken, bis ich ihm zu verstehen geben kann, dass wir unter 3,5 Tonnen und somit als PKW unterwegs sind.

Auch hier müssen wir wieder getrennt über die Grenze. David zu Fuß und ich im Pinz.

 

 

Fortsetzung folgt...

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