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Istanbul

Istanbul

 

24.10.18 Mittwoch

Eine weiterer Länderwechsel auf unserer Reise.

Mit der Grenzüberschreitung von Griechenland in die Türkei verlassen wir endgültig und für längere Zeit Europa.

Dementsprechend ist die Grenze gesichert. Wir sehen sehr viele Soldaten und Grenzposten. Mehr als an allen anderen zuvor.

Das Ausreisen bei den griechischen Behörden verläuft recht undramatisch und ohne längere Wartezeiten. Die Papiere werden geprüft und dann geht es weiter.

Wir fahren weiter im Grenzgebiet. Überall sind Kameras und Stacheldrahtzäune. Einen ca. 30 Meter breiten Graben überfahren wir auf der einzigen Brücke weit und breit. Soldaten stehen an beiden Enden.

Nach der Brücke führt die Straße schlangenförmig und über Metalldornen im Boden (nur in eine Richtung befahrbar) zur türkischen Zollstation.

Hier warten wir.

30 Minuten später zeigen wir zum ersten mal unsere Pässe vor und beantworten persönliche Fragen über uns und dem Grund der Einreise.

Als nächstes geht es weiter zu der Fahrzeugkontrolle. Ein einfacher Blick in das Innere des Pinzgauer ́s reichte diesmal nicht aus. Im Gegensatz zu den bisherigen Grenzkontrollen stieg diesmal ein Beamter hinten ein und öffnete alle Schränke, Fächer, Koffer und sogar die Kulturbeutel. Alles wird sehr genau inspiziert.

Dennoch ist der Grenzbeamte freundlich aber bestimmt. Während der Durchsuchung stellte er immer wieder Fragen zu den Inhalten oder warum wir in die Türkei einreisen wollen.

In der „Küche“ fand er eine Flasche Wein. Mit der Frage ob das die einzige sei, ließ er es dabei beruhen, nachdem ich bejahte (Keine Ahnung was wir alles dabei haben...).

Als letztes durften wir unser Dachzelt einmal aufbauen und unsere Dachbox mit den Zirkusmaterialien wurde genauestens unter die Lupe genommen (sehr, sehr genau).

Als wir von diesem Zollbeamten das OK bekommen hatten ging es in die nächste Station. Dort haben wir die endgültigen Stempel in die Pässe bekommen, die wir dann noch ein weiteres mal vorzeigen mussten, und dann waren wir tatsächlich durch!

Rekordzeit wie wir vermuteten. In der Sommersaison hätte das alles länger gedauert, da jetzt eher wenig los war.

 

In der ersten Stadt nach der Grenze, Ipsala, tankten wir (mit einem phänomenal niedrigen Preis. Die griechischen Benzinpreise haben uns bluten lassen...) und dann ging es in einem durch nach Istanbul.

Pause machten wir keine mehr. Ein Vesper während der Fahrt musste reichen.

 

Wir haben einen Kontakt in Istanbul!

Ob Zufall, Glück oder eine gute Sternenkonstellation dafür verantwortlich war, vermögen wir nicht zu beantworten.

Letzten Endes war es so, dass eine gute Freundin von David ihrer Kommilitonin in Deutschland von uns und unserem Projekt erzählt hat. Diese hat türkische Wurzeln und eine große Familie (wie alle Türken). Vor allem aber hat sie Familie in Istanbul und nachdem wir uns mit der Kommilitonin unterhalten haben, durften wir zu ihrer Cousine, Zuhal, wo wir unter kommen konnten.

Freundin der Freundin → Kontakte!!!

 

Abends gegen 21 Uhr kommen wir bei Zuhal an und finden als erstes die Adresse nicht. Das System mit Hausnummern und Straßennamen ist nicht so überschaubar wie in Deutschland (später mehr). Zudem sind wir ziemlich fertig von der Fahrt.

Als erschwerende Bedingung kommt hinzu, dass wir kein Internet haben und Zuhal nicht so einfach kontaktieren können.

Ein Passant auf der Straße hilft uns weiter: er bittet David in sein Haus und lässt ihn mit seinem Handy telefonieren (die Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit der Türken uns gegenüber ist erstaunlich!) und so schafften wir es an unser Ziel.

Bei Zuhal wurden wir als erstes zum Essen eingeladen. Voll gut!

→ Sie hatte für uns eine Bolognese gekocht... und dafür extra gegoogelt, was Deutsche gerne essen. Verrückt. Aber super lieb!!!

Dann erfahren wir erst die krasse Nachricht: wir bleiben nicht bei ihr, sondern müssen noch mal EINE Stunde durch Istanbul fahren (big city) zu einer ... leeren Wohnung, die wir für uns ganz allein haben werden!

Wie bitte???

Ja. Richtig.

Die Wohnung wird von der Familie während Besuche oder der Ferien genutzt. Und derzeit ist keiner da!

Von Zuhal bekommen wir den Schlüssel und die Adresse. Nachdem wir uns mehrfach bedankt haben für das leckere Essen und ihre Gastfreundschaft ging es weiter auf die andere Seite der Stadt.

 

Türkischer Straßenverkehr bei Nacht ist kein Zuckerschlecken.

Es wird geheizt und die Spur gewechselt wie es jedem in den Sinn kommt. Motorradfahrer nutzen jede Lücke um sich vorbei zu quetschen (nicht nur ein mal musste ich Angst haben beim abbiegen einen Unfall zu machen...) und die Minibus Fahrer sind eh verrückt.

Jedes dritte Auto hat irgendwelche zusätzlichen Bremslichter und LED ́s die wild blinken und voll Alarm schieben, sobald man auf die Bremse drückt → Irritation pur.

 

Eine starke Stunde später sind wir bei der Adresse, die uns das Navi ausgespuckt hat ... aber wir finden das Haus nicht.

Ähnliche Situation wie vor ein paar Stunden. Entweder sind wir unfähig was das navigieren angeht, oder das türkische Straßen- und Häusersystem ist etwas komplizierter.

Letztlich trifft zweites zu. Nach 30 minütiger Suche nach dem Haus, hilft uns ein Einheimischer mit seiner Frau. Es vergehen noch mal 20 Minuten, dann rufen wir über sein Handy noch mal Zuhal an, um die genaue Adresse zu erfragen...

Das Telefonat hat Aufschluss ergeben und wir müssen noch mal mit dem Auto weiter fahren. Die Nachbarschaft ist richtig, aber alles weitere nicht!

Unsere Helfer in der Not fährt mit seinem Auto voraus und wir hinterher. Wir kreuzen durch die Nachbarschaft.

Es kommen mehrere Häuser infrage, da es keine Straßennamen, sondern nur Nummern gibt. Das gleiche für die Häuser. Diese sind oftmals mehrfach vergeben. Daher ist es üblich bei den Adressfeldern zusätzlich markante Läden oder Gebäude, die in der Nähe sind, drauf zu schreiben.

Bei der dritten Adresse passt unser Schlüssel endlich! Die paar davor waren falsch.

Wir bedanken uns zum zweiten Mal heute für die Unterstützung bei unserem Helfer (ohne Ihn hätten wir es garantiert nicht gefunden).

Während David die Wohnung erkundet (Dachgeschoss) parke ich den müden Pinzgauer in der Nähe. Knapp 500 Kilometer haben wir heute zurückgelegt.

Eine Belastung für Mensch und Material...

 

Wir sind überwältigt!

 

Es ist 1:00 Uhr Morgens und wir besichtigen die Bleibe der kommenden Tage.

Wir finden eine ca. 100m2 große, vollständig eingerichtete, sich über das ganze Stockwerk ziehende Wohnung vor. Der Blick aus dem Fenster lässt den Hafen und dahinter das Meer erkennen. Todmüde fallen wir in die Betten.

 

25.10.18 Donnerstag

Das erste Problem macht sich gleich nach der morgendlichen Routine bemerkbar: kein Wasser! Es dauert eine geschlagene Stunde, bis wir den Haupthahn für das Wasser, im Treppenhaus ein Stockwerk tiefer, für die Wohnung finden.

Endlich (zum Glück!!!) funktioniert die Spülung jetzt!

Die Wohnung bietet für uns zum ersten mal seit längerem 100% Privatsphäre. Das merken wir gleich zu schätzen.

Im Verlauf des Tages haben wir uns an die Datenaufbereitung gemacht und weitere Beiträge für den Blog und YouTube produziert... die kommenden Tage ebenfalls.

 

Nur eine kleine aber nicht unwichtige Sache fehlte uns für unser Wohlergehen: WLAN.

David hat den Versuch gestartet bei den Nachbarn zu klopfen und nach dem Internet zu fragen. Der Erfolg blieb allerdings aus...

... und David hat den Schock seines Lebens erfahren:

„...ich hab ganz normal geklopft.

Hinter der Tür wurde es leise.

Die Gespräche wurden unterbrochen und jemand schaut durch den Spion in der Tür. Daraufhin frage ich:

Do you speak english?

Sprechen Sie deutsch?

Internet?

WIFI???

Dann hat die Frau hinter der Tür angefangen auf türkisch zu reden und wurde dabei immer lauter, lauter und lauter, bis Sie mich durch die Tür hinweg angeschrien hat!“

Das ganze Treppenhaus wurde beschallt.

„Auf diese Art Reaktion war ich nicht vorbereitet... Ich hab mich nochmal entschuldigt und bin dann gegangen.“

 

Noch eine halbe Stunde später wirkte David recht mitgenommen und geschockt. Das erste Reise-Trauma ist geboren.

 

Abends erkunden wir die Nachbarschaft zu Fuß. Zuerst geht es an ́s Meer und danach in das Zentrum.

Wir befinden uns im Stadtteil Pendik, ca. 35 Kilometer vom Zentrum Istanbuls entfernt auf der Ost- Hälfte und somit der muslimischen Seite.

Das Stadtbild zeigt klassisch türkische Restaurants, Shisha-Bars und unzählig viele kleine Gemischtwarengeschäfte.

Die Straße zu überqueren bedarf es hoher Aufmerksamkeit, da die Autofahrer wenig bis keine Rücksicht auf Fußgänger nehmen.

Im Vergleich zu dem Stadtbild Zuhause ist es hier wild und chaotisch. Aber uns gefällt es hier. Auch das Essen in den kleinen Buden am Straßenrand ist durchaus ein Probierer wert.

In einem Teehaus trinken wir einen Çay*.

*Türkischer Tee, genannt Çay, ist Rize Tee, eine Variante aus schwarzem Tee, der ohne Milch getrunken wird. Er wird an der östlichen Schwarzmeerküste, die ein mildes Klima mit hohem Niederschlag und einen fruchtbaren Boden hat, produziert. Türkischer Tee wird in der Regel unter Verwendung von zwei übereinander gestapelten Kesseln, genannt Çaydanlık, vorbereitet, der speziell für die Teezubereitung entwickelt wurde. Wasser wird in dem unteren größeren Kessel zum Kochen gebracht und oben der kleinere Kessel mit mehreren Löffeln Teeblätter gefüllt, dann wird ein Teil des Wassers benutzt, um den Tee aufzugießen (infundieren) und ziehen zu lassen, um einen sehr starken Tee aufzubereiten. Wenn der Tee serviert wird, wird das übrig gebliebene Wasser benutzt, um den Tee auf einer individuellen Basis zu verdünnen, um jeden Verbraucher zwischen starken (türkisch: koyu; literarisch „dunkel“, tavşan kanı, wörtlich: Kaninchenblut) – ein tief- oder schwaches braunrot (açık; wörtlich „hell“) wählen zu lassen. Der Tee wird mit

Würfelzucker aus kleinen Gläsern getrunken, um ihn heiß zu genießen und zusätzlich um seine Farbe zu zeigen.

Quelle Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/T%C3%BCrkischer_Tee

 

Von dem Balkon in unsere Wohnung sieht man den Teil des Hafens mit zahlreichen Werften und Kränen. Riesige Containerschiffe ankern hier und werden instand gesetzt.

Vor allem bei Nacht sieht der Hafen sehr eindrucksvoll aus, mit all den Scheinwerfern und den Positionslichtern der Schiffe.

 

26.10.18 Freitag

Vormittag

Im nahe gelegenen mega Einkaufszentrum haben wir uns im Media Markt noch weiteres Equipment für die Reise-Dokumentation zugelegt. Dabei wurden wir im Verlauf der Zeit, die wir im Laden waren, von 10 verschiedenen Verkäufern beraten (mindestes 2 gleichzeitig). Die Sprachbarriere war gar kein Problem für die Verkäufer: mit Gesten und einer enormen Lautstärke wurden uns die Produkte vorgeführt und angepriesen. Sich dabei in Ruhe zu beraten war eher schwierig. Dazu waren kaum Kunden im Laden und das Verhältnis Verkäufer zu Kunde war 3:1. Letztlich haben wir uns für ein Produkt entschieden und dann wurden uns der Kaufvertrag per Handshake übergeben. Vom Chef/Abteilungsleiter persönlich.

Danach sind wir noch ein wenig durch das fast Menschenleere Einkaufszentrum gelaufen und haben uns gewundert, wo die Leute wohl sind.

Die im Verhältnis hohen Preise halten die ärmeren Menschen wohl fern... die Sicherheitsleute an den Ein- und Ausgängen mit den Metalldetektoren wahrscheinlich auch.

 

Abend

Haare geschnitten.

David hat sich ins Zeug gelegt und rasiert! Meine Haare wurden seit über einem Jahr nicht geschnitten und jetzt auf 0mm ab rasiert. Ohne Aufsatz. So ganz, ganz, ganz, kurz!

Etwas unheimlich schaut es schon aus, da die Kopfhaut heller ist, als die im Nacken.

Das Gefühl aber ist krass: von jetzt auf nachher fehlt einfach was. Dazu noch ist das Erscheinungsbild ein vollkommen anderes. Ich muss mich selber erst daran gewöhnen.

 

27.10.18 Samstag

Heute sind wir an das nächste Video herangegangen: Fier, Albanien.

Um die Gesamtsituation besser überblicken zu können haben wir extra dafür eine Zeichnung per Hand angefertigt. Ein Umgebungsplan mit Schulgelände, Gebäuden und dem gerade entstandenen Spielplatz wurde von mir gezeichnet. David hat die dazugehörigen Audio ́s aufgenommen.

Der Kontakt mit Ali Ulusoy in Ankara ist ins laufen gekommen.

Dank Waltraud in Stuttgart, die sich darum gekümmert hat, haben wir Ali, der bestens vernetzt ist und uns hoffentlich helfen wird in Ankara Fuß mit unserem Projekt zu fassen.

 

28.10.18 Sonntag

Nach dem Frühstück ging es mit dem Pinzgauer ab ans Meer und in Richtung Hafen. Das Wetter war mit Sonnenschein und wohligen Temperaturen um die 20° Celsius bestens für ein Ausflug geeignet.

In einer Baustelle, auf der ein Parkplatz am entstehen war, haben wir uns mit dem Allrad vom Pinzgauer vergnügen können. Die Fläche war mit groben Schotter ausgelegt und die ein oder anderen Achter wurden gedreht.

Dabei sind auch sehr schöne Aufnahmen vom Hafen und vom Pinzi entstanden.

 

29.10.18 Montag

„Freiheit endet mit dem WLAN“ habe ich mal gehört.

So traurig es auch klingen mag, für uns es ist so!

Ohne mit der Außenwelt vernetzt zu sein und kommunizieren zu können, engt einen schon sehr ein. Die Route kann nicht geplant werden und Einrichtungen die wir auf unserer Reise besuchen wollen erreichen wir nur per Mail.

So haben wir per offline google Übersetzer einen lieben Brief an die Nachbarn unter uns geschrieben und sie nach ihrem WLAN gefragt (3 Tage haben wir immerhin überstanden).

Abends klopft es an die Tür und der Nachbar überreicht uns einen Zettel mit dem gewünschten WLAN Passwort. Worte werden kaum gewechselt... die Sprachbarriere verhindert eine angemessene Bedankung.

Wieder einmal werden wir Zeuge der Gastfreundschaft der Türken!!!

Als erstes recherchieren wir ein paar Schulen in der Nähe und schreiben sie an zwecks Zirkus.

 

30.10.18 Dienstag

Ab ins Zentrum von Istanbul – aber Umweltbewusst mit der Bahn...

... nein!

Zwar ist ganz in der Nähe von unsere Unterkunft eine Bahnstrecke, es fahren auch Züge, aber die Station ist noch in der Bauphase.

Also laufen wir zur nächsten (2 km) und stellen fest: Diese Bahnstation befindet sich ebenfalls noch in der Fertigstellung.

Ein weiteres mal stellen wir unser Glück auf die Probe und werden enttäuscht. Alle zu Fuß erreichbaren Bahnstationen werden noch gebaut und keine Züge halten hier.

Unlucky.

Mittlerweile sind wir schon um die 6 Kilometer gelaufen und statt der Stadt haben wir alternativ die wunderschöne Strandpromenade von Pendik besichtigt und etwas Sport an den dort vorhandenen Trainingsstationen getrieben.

So haben wir eben einen sehr ausgedehnten Spaziergang durch die Vorstadt Istanbuls gemacht.

 

31.10.18 Mittwoch

Heute haben wir einen erneuten Anlauf gestartet um ins Zentrum zu kommen. Mit dem Pinzgauer ging es durch den dichten Verkehr der Vorstädte und über eine der zwei berühmten Brücken auf die Ostseite der Stadt und zunächst zur Süleyman Moschee (Moscheen gibt es in der Türkei wie Sand am Meer). Diese ist einer der größten und schon von der Weite aus zu sehen.

Meine Nerven werden immer wieder aufs äußerste auf die Probe gestellt... der Verkehr und die Fahrmanöver der Türken sind sehr speziell (Teilweise ist David schon so genervt, weil ich permanent am ausrasten bin).

Istanbul:

„Groß“ ist das erste Wort das uns zu dieser Stadt in den Sinn kommt. Es ist einfach viel zu heftig: Als bevölkerungsreichste Stadt der Türkei mit ihren 15.300.000 Einwohnern und einer Grundfläche von 2.813/km2 ist sie als überwältigend zu bezeichnen.

Auf unserer Fahrt sehen wir enorm viele Hochhäuser, teilweise 2x („alle großen sind doppelt“!!!), Bauwerke wie Moscheen oder die Trump-Tower die einen staunen lassen.

Wir werden in den Strudel des typisch türkischen Lebens hineingezogen.

 

Tausende von Minibussen sind unterwegs und halten scheinbar willkürlich am Straßenrand an um Leute ein- und aussteigen zu lassen. Geblinkt wird selten. Zurück in den Verkehr wird einfach gefahren... der Hintere wird schon bremsen!

Den Pinzgauer parken wir am südlichen Stadtrand in einer eher heruntergekommenen Gegend. Etwas besorgt sind wir schon aber da ein Park direkt daneben war und viele Menschen unterwegs waren, riskierten wir es und zogen zu Fuß weiter. Die Gefahr eines Einbruchs müssen wir immer in Erwägung ziehen. Da auch unser ganzes Zeug (unser Leben) in dem Fahrzeug untergebracht ist sind wir eher vorsichtig. Bis jetzt grundlos.

Die Stadt selber ist durch ihre Vergangenheit bedingt wie ein riesiges Puzzle, das aus weiteren 100.000 Puzzles besteht, aufgebaut: Neben dem heruntergekommenen Backsteinhaus steht ein modernes Einkaufszentrum und daneben wiederum ist ein Park mit einer Moschee.

 

Die Altstadt ist für uns am faszinierendsten gewesen. Kleine Gassen, die dicht belebt sind mit Passanten, Händlern und Boten, schlängeln sich durch die Häuserschluchten von alten, nach oben hin enger zueinander werdenden, Häusern. Der Geräuschpegel ist permanent an einem Level, an dem man es gerade noch aushält. Ab und an kommt ein Auto rangebrettert und man muss acht geben um nicht überfahren zu werden.

Zuerst geht ́s zur Post. Bis wir die gefunden hatten verging gut eine Stunde.

David musste noch wichtige Dokumente nach Hause schicken und so zwängten wir uns in die Schlange in der Poststelle.

Nach einer Wartezeit von gut 30 Minuten kamen wir dran... und wurden mit einem Wisch für die Adressfelder wieder weg geschickt.

Mit frisch ausgefülltem Formular warteten wir wieder um die 30 Minuten und dann, ja dann mussten wir erst noch diskutieren was das für Briefe sind und wieso, weshalb warum... pipapo. Gut eineinhalb Stunden später standen wir wieder auf der Straße und waren überglücklich es geschafft zu haben 2 Briefe nach Deutschland zu verschicken!

Unsere Tour führte uns im Verlauf des Nachmittags zur Süleyman Moschee, dem „old market“ und der alten Universität.

Zu Fuß legten wir einige Kilometer zurück (Finscher ́s laufen eben) und wir nehmen sehr viele Eindrücke in uns auf.

In einem der zahlreichen „Döner-Buden“ holten wir uns eine Kleinigkeit zu essen. Der Unterschied zu dem Döner wie wir ihn kennen ist, dass viel mehr frische Zutaten wie Salat, Mais und die klassische Sauce hier fehlt! Dafür wird mit Hühnchenfleisch, rohen Zwiebeln und Ketchup&Majo aufgestockt (manchmal sind auch eingelegte Gurken mit dabei).

 

01.11.18 Donnerstag

Ankara steht! Wir werden von Ali erwartet. Die nächste Station ist in Ankara, Hauptstadt der Türkei.

Während David die letzten Tage hauptsächlich mit der Bearbeitung der Videos von Albanien zu tun hat, setzte ich mich an die Berichte für unseren Blog. In den letzten zwei Monaten sind wir schon an so vielen verschiedenen Orten gewesen und haben Dinge erlebt, die es erfordern eine sorgfältige Aufarbeitung und letztlich auch Dokumentation für die Außenwelt zu erbringen.

Mit dem zeitlichen Aufwand und der Arbeit dahinter haben wir beide nicht gerechnet.

Auf eine Rückmeldung der Schulen warten wir vergebens. Den Grund dafür sollten wir erst in Ankara erfahren.

 

02.11.18 Freitag

Ab in die Natur!

Die Stadt ist zwar groß und schön, als Stadtkind habe ich auch kein Problem mit Städten, aber wenn es zu viel ist, dann ist es eben zu viel.

So wie jetzt!

Wir setzen uns in den Pinzgauer und fahren los Richtung Osten, raus aus Istanbul.

Auf der Karte haben wir uns ein Waldgebiet herausgepickt zu dem wir ca. eine Stunde fahren. Unsere Wahl war für beide befriedigend: Der Wald und die Natur für David und die schlammigen und unebenen Wege für mich und den Pinz. Offroatfeeling vom feinsten.

Wir fuhren den Weg bis es nicht mehr weiter ging und wendeten dann an einer eher ungünstigen Stelle: starke Steigung!

Durch den Aufbau und den auf dem Dach montierten Dachzelt und -box sind wir sehr Kopflastig. Das heißt wir kippen schneller, gerade in solchen Situationen...

Aber trotz aller Sorge und dem unguten Gefühl in der Magengegend klappte das Wendemanöver ohne Probleme und es ging zurück.

 

03.11.18 Samstag

Putzaktion:

Um den best möglichsten Eindruck zu hinterlassen bei unseren Gastgebern wienerten wir die Bude von oben bis unten.

David schnappte sich den Putzeimer und ich mir den Staubsauger! Musik auf volle Pulle und es geht los. Solange der Spaß nicht zu kurz kommt ist jede Aufgabe zu meistern.

Den letzten Abend geniessen wir auf dem Dach mit Ausblick auf den Hafen. Über den Balkon gelangten wir ohne Probleme auf das flache Dach. Wir hatten einen freien Blick auf den Sonnenuntergang.

Kurz bevor diese verschwand rief der Muezim, aus der in Sichtweite gelegenen Moschee, ein letztes mal am Tag zum Gebet auf. An den klagenden aber durchaus melodiösen Ruf hatten wir uns im Verlauf der Woche gewöhnt. Nur ein einziges Mal wurde ich dadurch tatsächlich geweckt. Der Ruf wird Teil des Alltags und man blendet ihn irgendwann aus (Außer man steht zufällig direkt vor einer Moschee, wenn es losgeht. Dann nicht!).

 

04.11.18 Sonntag

Nach dem Frühstück wird der Pinzgauer eingeräumt. Dabei fällt mir auf, dass Flüssigkeit bei einem der Behälter unter dem Armaturenbrett austritt. Sehr wahrscheinlich Bremsflüssigkeit. Der Sache muss demnächst auf den Grund gegangen werden!

So ungern wir uns von der Wohnung trennen wollen, ist es doch ein gutes Gefühl wieder weiter zu kommen.

Durch ganz Istanbul zu Zuhal (55 Kilometer) – Schlüssel abgeben und nochmal Bedanken – gleicher Weg wieder zurück (55Km) – über 2,5 Stunden im Stau gesteckt – bis es dunkel wird gefahren – Ziel: ANKARA.

Dabei meiden wir die Autobahn und fahren hauptsächlich über Land- und Bundesstraßen. Ab und an kommen wir durch ein kleines Dorf und sehen geschäftige Menschen, hauptsächlich Bauern, die ihrem Tagewerk nachgehen. Wir fallen dabei oft auf mit unserem Pinzgauer und uns werden neugierige Blicke zugeworfen. Wir winken freundlich und ab und an winkt auch jemand zurück.

240 Kilometer vor Ankara in der Gökceler Provinz suchen wir uns einen Platz zum übernachten. Die Dunkelheit macht es wieder einmal nicht einfach einen guten Platz zu finden (siehe: Blog Sofia, Bulgarien).

Wir fahren in ein Dorf und hindurch, alles schläft schon. Nur ein paar Straßenhunde kläffen uns nach. Der Weg führt den Berg hoch. Die Straße wird schmäler und auf einmal zur Schotterpiste. Die Vorderachse wird hinzu geschaltet. Weiter geht’s mit 4x4.

Ein ganzes Stück weiter und höher zweigt ein kleiner Pfad von der Route ab. Zu Fuß erkunden wir mit unseren Taschenlampen die Umgebung. Tatsächlich finden wir einen geeigneten Platz, der trotz der Hangneigung einigermaßen eben ist. Bäume schirmen uns von dem Weg ab, so dass wir nicht gleich zu sehen sind. Perfekt.

Jetzt muss der Pinzgauer nur noch da hin!

 

10 Minuten und einiges hin und her rang schieren später passt alles. Wir sind auf einem beweideten Hang und in der Nähe wachsen kleinere Sträucher (ca. 1,5-2 Meter hoch). Direkt neben uns erhebt sich eine große Eiche. Ihre Äste ragen über unseren Pinzgauer.

Das Dachzelt wird in eingeübten Schritten aufgebaut. Die Schlafsäcke und Kopfkissen gleich ausgebreitet, um nachher nur noch hochklettern und dann einmummeln zu müssen.

Zuvor steht aber noch das gemeinsame Kochen vom Abendessen an. Wir greifen wieder einmal tief in die Trickkiste und zaubern uns ein ordentliches Mahl. Es gibt Suppe! Zufälliger Weise findet sich in den Tiefen unserer Vorratsbox noch ein Wein...

Den Abend lassen wir locker ausklingen.

 

05.11.18 Montag

Bevor es weiter geht machen wir ein paar Aufnahmen vom Pinzgauer, um in naher Zukunft ein Video darüber zu produzieren.

Dafür geht der ganze Vormittag drauf. Kurz vor den letzten Aufnahmen bekommen wir Besuch: Der Bauer dem das Land gehört, auf dem wir genächtigt haben, und einer seiner Helfer kommt mit einer Art Traktor vorbei. Zuerst eher verwundert über uns kommen sie näher und begutachten die Szene: 2 Jungs mit Kameras und ein verrücktes Auto (Auto???) in ihrem Feld.

Wir sagen freundlich Hallo und versuchen zu erklären was wir hier machen. Was uns zugute kommt ist ein türkischer Text (Danke an Fam. Kohl) mit der Projektbeschreibung von „GO HAPPY“.

Als klar war was wir machen und dass wir eh demnächst weiterfahren wollen, war alles kein Problem.

Dann haben die Zwei uns versucht zu erklären was Sie eigentlich vor hatten (Hecken und Bäume schneiden), was einige Zeit gedauert hat bis wir darauf kamen. Wir boten sogar unsere Hilfe an, die Sie aber freundlich ablehnten.

Die Einladung ihrerseits auf einen Cay mussten wir leider ablehnen, da wir noch einiges an Strecke vor uns hatten.

Wieder einmal begegnen uns die Menschen sehr höflich und freundlich.

Die Jungs sind letztlich weitergefahren und wir haben die letzten Aufnahmen vom Pinz gemacht. Zeug zusammengepackt. Route gecheckt und los.

 

18 Uhr Stopp bei Beypazari (kleine Stadt) → Markt besichtigt und eine Kleinigkeit gegessen. Dann weiter.

 

21 Uhr Ankunft in Ankara

Es geht mitten in die Innenstadt zu der Adresse von Ali Ulusoy. Wir werden bereits erwartet... 

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