· 

Bulgarien Sofia

29.09.18 Samstag

Auf dem kurzen Stück zwischen Kriva Palanka und der Grenze nach Bulgarien sind wir doch tatsächlich in eine Verkehrskontrolle gekommen.

Die beiden Polizisten zeigten ein reges Interesse an uns und unserem Fahrzeug. Vor allem wo wir hergekommen sind.

Trotz Sprachbarriere konnten wir erklären, was wir wie und wo in den letzten Tagen gemacht hatten. Zusätzlich haben wir erwähnt, dass wir uns in K.P. in der Polizeistation gemeldet, bzw. abgemeldet hatten. Das war Information genug.

Zum Abschied haben beide einen Blick in das Fahrerhaus geworfen und ich durfte alle Hebel und Knöpfe samt Funktion erklären. Den Hebel für die Untersetzung des Getriebes fanden sie besonders faszinierend.

 

Bei Chacharsk sind wir über die Grenze nach Bulgarien gefahren. Probleme gab es keine nur eine extrem lange Wartezeit, da das scannen unserer Reisepässe und die Datenaufnahme in das System nicht gleich funktionierte.

Während wir in unserem Fahrzeug warteten, sahen wir ein paar Zöllner mit Hunden aber zu uns kamen sie nicht.

Dafür eine junge (in unserem Alter schätzungsweise) Zöllnerin. Recht hübsch war sie auch noch, da habe ich doch gerne unser Fahrzeug erklärt und ihr einen Blick in unser Heiligtum gewährt.

Der Smalltalk war ziemlich lässig und dann mussten wir leider doch weiter fahren. Unsere Pässe waren erfasst und sonst alles O.K. Man kann ja auch nicht ewig an einer Grenze bleiben...

 

Am späten Nachmittag sind wir in Sofia, Hauptstadt von Bulgarien, angekommen.

Wir sind auf der Suche nach einem Elektro-Laden. Unsere Speicherkapazitäten sind voll ausgelastet → wir brauchen eine Festplatte.

Keiner der von uns angefahrenen Läden hatte offen. Samstags hat man hier wohl nicht lange geöffnet.

Nach nicht getaner Arbeit fuhren wir ins Zentrum und parkten unsern Pinzgauer am Straßenrand. Etwas unsicher ob wir hier parken konnten oder nicht (das dementsprechende Schild wollte uns mit seinen kryptischen Zeichen keine Auskunft erteilen) fragten wir einen Passanten... Der erzählte uns was von üblen Strafen, Abschleppern und Parktickets die man per SMS ordert.

Das fanden wir beide nicht so cool, daher haben wir noch einmal umgeparkt, in einen bewachten (sicheren) Parkplatz. Hat auch was gekostet...

 

Zu Fuß erkundeten wir die Gegend. David kaufte sich ein Micro-SD-Speicherkarte fürs Handy und ich mir einen Labello im DM (trockene Lippen).

In Sofia ist der Regierungssitz des Präsidenten, der Regierung und vieler Militärs. Daher hat man auf den Straßen viel Blaulicht gesehen.

Zudem lebt ca. jeder 3. Bulgare in Sofia.

 

18:00 Uhr (oder später) sitzen wir in unserem Pinzgauer, es war Dunkel geworden, und waren auf der Suche nach einem Platz für die Nacht.

Auf unsere zahlreichen Mails gab es keine Rückmeldung. So hatten wir auch keinen Kontakt vor Ort und keine Stationen um Workshops zu machen.

 

Auf der Karte machten wir außerhalb Sofias einen kleineren Ort aus, der an ein Berg mit Wald grenzt.

Die erste Stelle erwies sich als ungünstig (zu offen und nahe einer großen Straße) und so ging das Suchen im Dunkeln weiter.

Das Ziel ist es immer einen ruhigen und schönen Platz zu finden, an dem man ungestört verweilen kann. Wenn man Morgens aufs Klo muss, will man ja nicht 5 Leuten davor noch über den Weg laufen.

Das Problem allerdings ist, wenn es zappe Duster ist, kann man unmöglich einschätzen wie perfekt der Platz wirklich ist.

Zu Fuß erkundeten wir eine Schotterpiste die den Berg hinauf führte. Mit einem normalen Auto ist das nicht zu fahren. Mit dem Pinz werden wir aber auch gut was zu tun haben.

Hundert Meter weiter gabelte sich der Weg. Gerade aus ging es den Berg hinauf. Links führte der Pfad zu einem kleinen Bach und durch ihn hindurch. Dahinter waren ebene Flächen, wie für uns gemacht.

Während David die weitere Umgebung erkundete ging ich den Pinz holen. Er zickte!

Auf den letzten Metern hier her ist der Motor im Leerlauf immer ausgegangen und lief dazu noch unsauber.

Jetzt beim Starten genau das gleiche. Sobald ich vom Gas ging, starb der Motor.

Zeitpunkt: ungünstig!

Es war Kuh-Nacht. Das Dorf unter uns schlief und vor mir lag eine zerfurchte, steile Schotterpiste. Das wird witzig dachte ich mir.

Gelände-Untersetzung rein. Erster Gang. Allrad. Beide Differenziale rein. Motor starten. Ordentlich auf dem Gas bleibend, um ein absterben zu vermeiden, kämpfte ich den Pinz den Weg hinauf...

 

... und wurde durchgeschüttelt wie noch NIE!

 

Lauthals Fluchend hüpfte ich wie ein Flummi auf dem Fahrersitz den Berg hoch. Der Motor war ohrenbetäubend laut, klar im ersten Gang. Dadurch, dass ich nicht vom Gas gehen konnte, ohne das der Motor aus ging, nahm ich die eine oder andere Kuhle recht schnell und unkontrolliert. Oder ich war für das umfahren zu langsam mit meinen Reaktionen.

Von Außen musste das Ganze bestimmt ein lustiges Bild abgegeben haben. Im Fahrzeug war unterdessen ein Erdbeben der Stufe 6 bis 7 ausgebrochen und diverse Gegenstände wurden hinten umher geschleudert.

Nach der Gabelung, als es Eben wurde, ging mir prompt der Motor aus. Fluchend warf ich ihn wieder an und David lotste mich die letzten paar Meter zu unserem Stellplatz. Rückwärts schaukelten wir dann vom Weg in die Walachei. Jetzt ging es darum möglichst „im Wasser“ zu stehen, um eine gerade Schlafposition zu gewährleisten.

Wir hatten Glück und gleich beim ersten Versuch standen wir passabel.

Der Motor ging aus. Von alleine.

Wie ein Rohrspatz fluchend stieg ich aus und sondierte die Lage: Auto will nicht mehr. Es war kalt und dunkel. Der Platz gut. Wir in der freien Natur ganz für uns allein. Keiner kommt zu uns und will uns wegschicken.

Vorläufig waren unsere Ansprüche gedeckt. Wir bauten das Zelt auf und bereiteten unser Nachtlager her.

Noch etwas unter Strom hatte ich den Drang mich zu bewegen.

Auf der Karte entdeckte ich eine Trinkwasser-Stelle weiter den Berg hinauf. Am Bachlauf entlang ging ich Querfeld ein den Berg hoch.

Nach zirka 20 Minuten wandern endete der Pfad und vor mir tat sich eine 7 Meter hohe Felswand auf. Der Bach kam von eben diesen Felsen herab und plätscherte als mehrere Wasserfälle zu mir herunter.

Nur mit der Taschenlampe beleuchtet wirkte die Szenerie wie aus einem Film. Der Romantiker im mir sprach direkt darauf an!

Dermaßen beflügelt kämpfte ich mich durch das Dickicht 90 Meter Luftlinie den Berg hoch, bis zur Wasserstelle. Von hier aus führte ein Weg den Berg bis zu unserem Lager zurück.

Wegen dem offensichtlichen Problem des Motors hatten wir vor Morgen uns dessen anzunehmen.

 

30.09.18 Sonntag

Der Plan gleich nach dem Frühstück den Hobby-Mechaniker zu miemen ging nicht ganz auf. Zunächst schliefen wir ewig. Um 9:00 Uhr bin ich aufgestanden (aufgewacht von Motorenlärm. Aber nicht von unserem...) und dann ins Dorf gegangen um Brot und weitere wichtige Lebensmittel zu besorgen. Das dauerte gut 40 Minuten.

David schläft noch.

Ich machte Kaffee und erkundete die Umgebung bei Tageslicht.

Einige Wanderer hatten sich in den frühen Morgenstunden daran gemacht den Berg in unserem Rücken zu erklimmen. Ab und an fuhr auch ein Offroad-Fahrzeug, allrad Pickup ́s und Motocross Maschinen in einiger Entfernung an uns vorbei. Einer davon hat mich auch geweckt.

David schläft noch.

Mittlerweile hab ich einen ordentlichen Frühstückshunger, dem ich auf gar keinen Fall widerstehen kann. Es wird ein ordentliches Outdoor-Vesper hergerichtet. Der zweite Kaffee läuft durch.

David schläft noch.

11:30 Uhr

Die Küche ist aufgeräumt. Ich gehe vorne daran die Motorabdeckung abzunehmen. Dafür müssen beide Sitze ausgebaut und der ganze Kruscht (Erstehilfekit, Werkzeugkasten, Ölkanister, etc.) dahinter entfernt werden.

Als ich damit fertig war regte sich oben im Dachzelt was.

David war wach.

Jeyy

Die Abdeckung war unten.

Zunächst alle Filter überprüfen, ob verstopft. Waren sie nicht.

Zündkerzen raus gezogen und optisch überprüft. Alles gut.

Dann die Abschaltventile überprüft: Stecker runter, Strom an, Stecker ran → Klick. Wenn es „klick“ macht funktionieren sie – haben sie auch.

Die Abdeckung vom Vergaser herunter genommen und auf Unregelmäßigkeiten Ausschau gehalten. Keine gefunden.

Etwas planlos uns zu Fuß auf den Weg in das Dorf Lozen gemacht, um in einem Café oder Restaurant WLAN zu finden und den Schrauber unseres Vertrauens zu kontaktieren.

 

Die Idee war gut. Aber leider war die Gastfreundschaft der Ladenbetreiber nicht ausreichend genug, dass wir bei ihnen ins Internet durften... trotz Kaffee den wir dort gekauft hatten.

Eine starke Stunde später waren wir noch immer ohne Erfolg und die gute Laune war restlos aufgebraucht.

Mit den Handys in der Hand auf der Suche nach einem unverschlüsselten WLAN gingen wir durch das Dorf zu unserem Pinzgauer zurück.

Uns hat es beide etwas erwischt. Dicker Kopf und Husten brachte unsere Konversation auf ein neues Level.

Daher war die Stimmung auch eher getrübt. So wie der Himmel über uns.

Tatsächlich fanden wir eins! Man kann es nicht fassen aber es funktionierte auch noch. Der Schrauber (Lorenz) wurde konsultiert und wir mussten nicht lange warten, da kam eine umfangreiche „To-Do-Liste“ mit Anweisungen und Hinweisen auf möglichen Fehlerquellen zu uns. Motiviert ging es zurück und die Liste wurde abgearbeitet.

Die Zündverteilerkappe war das Problem: ein wenig Feuchtigkeit hatte zur Korrosion an den Kontakten geführt und so konnte der Funke nicht immer sauber übertragen werden.

Nach mehrmaligem testen und Motor laufen lassen waren wir uns sicher, dass das Problem gelöst war.

Das Essen hat gleich viel besser gemundet Dank der gelungenen Reparatur.

 

Nun waren wir auf der Kippe, ob wir heute noch weiter fahren sollten oder erst am nächsten Morgen. Die von uns kontaktierten Schulen und Einrichtungen hatten bis jetzt keine Rückmeldung gegeben. Nur ein Zirkus, der normalerweise in Sofia spielt, hat uns abgesagt, da dieser ausnahmsweise in einer andern Stadt am Meer derzeit weilte.

Wir entschieden uns eine weitere Nacht noch in Lozen zu verbringen und dann so Stress frei den morgigen Tag ganz dem Reisen zu widmen.

So blieb noch Zeit bei Tageslicht David die Wasserfälle zu zeigen.

Zurück am Pinzgauer wollte ich unbedingt ein Feuer machen. Also sammelten wir trockene Äste und ich hob ein Loch für die Feuerstelle aus. Sogar größere Steine schleppte ich her, um ein ordentliches Grillen zu ermöglichen.

Kurz darauf züngelten die ersten Flammen empor und erhellten die umliegenden Bäume.

Zu Abendessen gab es Grillkartoffeln und Würstchen. Sehr delikat!

Bis in die späten Abendstunden saßen wir vor den Flammen und versanken mit dem Blick in den unendlichen Tiefen des Feuers.

In der vergangenen Nacht hatten wir uns schon wärmer anziehen müssen. Wir waren jetzt in den Bergen und durch den Bach in der Nähe ist es merkbar kühler geworden.

Ich wagte also ein Experiment und legte die vom Feuer heiß gewordenen Steine mit der Schaufel unter unser Dachzelt.

Von der Wärme war jetzt nicht direkt was zu spüren aber ich bin mir sicher, dass es was gebracht hat.

 

01.10.18 Montag

Ein früher Start am Morgen brachte uns zur Mittagszeit an die griechische Grenze.

Ein kurzer Blick in unsere Pässe genügte, dann wurden wir ohne weiteres durchgewunken. So einfach war es noch nie!

Und schon rollten wir auf griechischen Straßen in Richtung Süden. 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0