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Balkantour in Mostar, ein Spielplatz wird gebaut

20.08.2018

(Text von David)

 

Um 08:00 Uhr startete der Tag mit dem Frühstück. Es gab Tee, der uns mit gefühlten 3 Kilo Zucker auf einen Liter Tee doch etwas zu süß schmeckte. Dann gab es natürlich noch Brot und Aufstriche. 

 

Auf 09:00 Uhr haben wir uns alle auf einer kleinen Wiese im Zentrum des Waisenhauses getroffen. Die Wiese auf der der Spielplatz entstehen sollte, lag entlang einer Mauer, die das Kinderkrankenhaus vom Gelände des Waisenhauses trennte. Nun wurden die ersten Ideen von den Bauherren von KuKuk an alle heran getragen. Schon bald waren alle, auch unsere Zirkusartisten, kreativ mit eingestiegen und der Bagger hob die ersten Löcher aus. Die Maschineneinführung fand statt, alle Funktionen und Benutzungsweisen der Geräte wurden erläutert und schon war der Bau vom Spielplatz in vollem Gang. Während die Bauherren mit Spraydosen auf dem Boden anzeichneten wo der Bagger die Löcher für die Fundamente graben sollte, wurden alle Ecken von den Brettern und Balken weg geflext. 

 

Zur selben Zeit bauten Jan und Wolfgang am Pinzgauer weiter. Es wurden Griffe in die Schränke gebohrt und das Bett im inneren des Pinzgauers ausgetüftelt und eingebaut. Jetzt ist es möglich auch im Pinzgauer zu schlafen, und zwar in dem man die Bodenplatten auf die Höhe der Bank setzt. So entsteht nun eine 1,20 cm breite Liegefläche. 

 

Der Pinzgauer stand neben einer kleinen Freilichtbühne. Man ging 6 große Stufen runter, auf denen das Publikum Platz fand und dann wieder eine Stufe hoch auf die Bühne. Über dem Theater bildeten 4 gelbe Eisengestänge eine Pyramide. So fand die Bühne bei uns auch ihren Namen. „Pyramide.“

Überall wurde geschliffen, gehämmert, gebaggert und gesägt. Währenddessen hängten unsere Artisten in der Pyramide die Luftaufhängungen für das Vertikaltuch und die Arialring auf. 

 

Ich selber wechselte meine Tätigkeit zwischen Schleifen, Loch buddeln, Balken schleppen, und mit der Kamera und dem Mikrophon Aufnahmen machen. Ich hatte das Ziel ins Auge gefasst, Sounds vom Spielplatzbau aufzunehmen. Der Plan war es im Nachhinein am Laptop daraus Musik zu produzieren, und diese als Unterlegung für ein Video zu benutzen (Das Video und die Musik gibt es mittlerweile hier).

 

Um 12:30 gab es dann Mittagessen. Wir wurden alle von der Küche des Waisenhauses bekocht.

 

Ab 13:00 Uhr waren alle wieder am arbeiten. Jan hat Schlösser an den Türen des Pinzgauers angebracht und auf dem werdenden Spielplatz ragten immer mehr von Holzlatten gestützt Baumstämme aus den Löchern im Boden in Richtung Himmel.

 

Gegen 16:00 Uhr kam der große Beton-LKW. Er goss Beton in die Locher und gab den darin stehen Stämmen das Fundament. 

 

Dann sind wir an einen Fluss gefahren. Haben uns einmal ordentlich abgekühlt. Ich bin nur im aufgestauten Wasser geschwommen. Die anderen sind gemeinsam noch in den Teil des Flusses gegangen wo das Wasser in Bewegung ist. Heißt, es ist noch ein ordentliches Stück kälter. Dann ging pünktlich zurück zum Abendbrot.

 

Abends haben alle Artisten in der Pyramide trainiert. Von KuKuk und dem Waisenhaus schauten einige Leute gespannt zu. Dann gingen alle erschöpft und erfüllt schlafen.

 

Eine wichtige Sache gibt es noch zu sagen: Ich war und bin unfassbar beeindruckt wie Evangelos, der sonst ein eher ruhiger, gemütlicher Geselle ist, hier beim Spielplatzbau aufblühte. Er hat angepackt wo es nur ging. Hat auf das Baden im Fluss verzichtet um weiter beim Fundamente gießen zu helfen. Kletterte oben an den Balken herum um Bretter zu befestigen. Und hat am Ende noch die Mauer des Waisenhauses mit bemalt. Ich habe Evangelos noch nie so in Aktion gesehen wie hier! Hammer Typ! Ziemlich „Lit“ wie Vange zu sagen pflegt!

 

 

 

 

 

 

 

21.08.2018

Um 08:00 Uhr Frühstück und ab an die Arbeit. 

 

Ab 09:00 Uhr waren alle schon wieder auf zack. Der ganze Platz wimmelte von eifrigen Arbeitern und der erste Zirkusworkshop fand statt. Die Kinder vom Waisenhaus waren noch nicht alle aus dem Urlaub zurück, darum nahmen hauptsächlich die Kinder der KuKuk Mitarbeiter teil. 

 

Am Pinzgauer haben Wolfgang und Jan die 220 V Steckdose für unsere Laptops eingebaut. Das Dach wurde nochmal abgedichtet und die Dämpfer für die große Außenklappe angebracht. 

 

Zum Mittagessen gab es dann das einmalige kulinarische Erlebnis: Nudeln mit Ketchup.

 

Die Hitze hat allen gut zu schaffen gemacht, so dass einige nach dem Mittagessen erstmal für ein Stündchen oder zwei ins Bett gefallen sind. Außer die fleißigen KuKuk-Leute und drei/vier unserer fleißigsten Artisten!

 

Nachmittags gingen alle wieder frisch ans Werk. Der Spielplatz bestand nun aus frei stehenden Balken, die im festen Zement standen. Daran befestigt waren schon die ersten Brettern, Balance-Balken und Autoreifen. 

 

Auf 16:45 Uhr ging es wieder zum Fluss. Dieses mal sind wir gemeinsam in den fließenden, kälteren Teil des Flusses gehüpft. Dort froren wir uns sämtliche Teile unseres Köpers klein und blau und legten uns anschließend ins flache, fast stehende Wasser, welches sich nun wie Badewannentemperatur anfühlte. „Sehr Lit“ wie Vange zu sagen pflegt!

 

Die Zirkusartisten, die beim Waisenhaus geblieben waren, übernahmen ab 17:00 Uhr selbständig den Zirkus-Workshop. Mega Lit!

 

Nach dem Abendbrot trainierten wir Artisten nochmal in der Pyramide.

 

In den Abendstunden sind Raphael, Aleyna, Fabian, Jan und ich noch in die Stadt gegangen und haben uns die berühmte Brücke von Mostar angeschaut. Dort trafen wir auf Laci, unserem allwissenden Reiseführer, Übersetzer und Freund von KuKuk, der uns schon auf Brač begleitet hatte. Er war in der Stadt unterwegs um freies Internet in den Cafés zu genießen. 

Auf dem Heimweg kam ich noch mit Aleyna und Fabian ins Gespräch. Sie hatten super Ideen für Jan und mich, wie wir als Duo auf der weiteren Reise unsere Zirkusnummern gemeinsam spielen könnten. Klasse Ideen und vor allem habe ich mich sehr gefreut, dass die beiden so lieb und konstruktiv für uns mitdachten. 

 

Schlafenszeit.

 

 

 

 

 

 

 

22.08.2018

Heute verlief der Tag ähnlich wie der gestrige. Statt einer Baustelle war jetzt, ganz klar, ein Spielplatz zu erkennen. Und heute kamen dann auch die Waisenhauskinder aus dem Urlaub zurück. Sie waren reichlich erstaunt was auf Ihrem Gelände alles geschehen ist. 

An den Zirkusworkshops nahmen die Waisenhauskinder auch direkt teil. Spannend war unsere Kommunikation. Wir sprachen kein Wort Bosnisch und sie kein Wort Englisch. Also wurde mit Händen und Füßen kommuniziert, was für unsere gelenkigen und kreativen Artisten und mich als Pantomime, kein Problem darstellte. Ein, zwei Kinder waren sehr talentiert. Handstand, Spagat und Rad machten sie einfach so.

 

Um 18:45 Uhr ist der rote T4 mit Marei, Lucy, Nino und Theo wieder zu uns gestoßen. Und wir gingen alle gemeinsam mit den KuKuk-Leuten in ein Restaurant. Nach dem herrlichen Essen und unzählige Lachflashs später zogen wir noch in die Stadt. 

Wir setzten uns mit einigen Leuten unterhalb der Brücke von Mostar an den Fluss, unterhielten uns und machten „Stein-Wett-werfen“ auf Bierdosen. Dann ging es zurück ins Waisenhaus und ab ins Bett.

 

 

 

 

 

 

 

23.08.2018

Unbeabsichtigt verließ ich beinah schon um 07:00 Uhr das Bett, da mich der exorbitante Lärm einer Kettensäge, direkt am offenen Fenster unsres Zimmers, aus den Federn fahren ließ. Das krachte so rein, dass ich innerhalb einer Femto-Sekunde das Stockbett aus dem oberen Stock verlassen hatte. Ich habe mich dann aber wieder hingelegt als ich feststellte das dieser Weckruf nicht mir galt. Evangelos hatte am gestrigen Abend mit den anderen KuKuk-Kollegen vereinbart, dass sie ihn mit der Motorsäge wecken dürfen, wenn er heute Morgen nicht zum frühen arbeiten vor dem Frühstück erscheint. Ab heute wurde schon vor dem Frühstück am Spielplatz weiter gebaut, um vor der großen Hitze schon was geschafft zu haben. 

 

Vormittags sind Jan, Raphael, Fabian und ich die Finanzen mit Bianca von KuKuk durchgegangen und haben alle Belege sorgfältig sortiert und beschriftet.

 

Die Zirkus-Workshops liefen an sich gut. Die Kinder vom Waisenhaus hatten Interesse, waren aber leider etwas unbeständig dabei. Auf dem Waisenhaus-Gelände gab es kaum Aufsicht für die Kinder und insgesamt hatte man das Gefühl, dass sie wenig Grenzen aufgezeigt bekamen. 

Trotzdem waren sie bei uns überall voll integriert. Auch beim Bau vom Spielplatz war es den Kindern möglich hier und da, mit anzupacken.

 

Der Pinzgauer bekam heute von Jan, Frederike, Lucy und mir eine neue Farbe. Ein glitzerndes Grau hat unsere Kletterziege etwas entmilitarisiert. Lara, Layla und Isabelle haben gestern und heute die Markise für den Pinzgauer genäht, imprägniert (und das nicht zu wenig) und dann zum Test, das erste mal am Pinzgauer befestigt. Funktioniert! 

 

Wolfgang hat einen Stromanschluss außen am Pinzgauer angebracht, so dass wir nun auch Strom von außen anschließen können. 

 

Abends wurde für die bevorstehende Show geprobt!

 

Danach saßen wir noch mit ein paar Leuten draußen vor dem Haus. Das Zimmer von Marei, Lucy, Nino und Theo hatte ein Bett raus gestellt. Schon beim rausbringen war der Lattenrost, der nur aus Brettern bestand, mit samt Matratze aus dem Bett gefallen. Abends, als beinah schon alle schlafen gegangen waren, machte ich den Vorschlag das Bett rein zu bringen und uns wo anders hin zu setzen, damit wir nicht unter den Fenstern der Schlafenden sitzen. Also brachten wir das Bett rein. Marei war extra neben dem Bett gelaufen, dass der Lattenrost nicht raus fallen konnte. So war es jeden Falls geplant. Doch dann mitten im Treppenhaus verrutschten die Bretter so, dass sie auf der anderen Seite vom Bett herausfielen. Erst knallten die Bretter raus und dann bekamen alle einen Lachflash. Die Nachtruhe litt erheblich. Nicht so „Lit“. Ich als ältester in der Runde fühlte mich nun verpflichtet darauf hinzuweisen ruhig zu sein. Also forderte ich alle verkrampft, mit hundert Bett-Einzelteilen in der Hand, auf sich zu raffen. Wir brachten das Bett ins Zimmer, wo wir es in seinen Einzelteilen ablegten.* 

Wenn ich das hier so schreibe ist es nicht halb so lustig wie es in der Situation gewesen ist. Am besten ist man lässt es sich von Nino erzählen. So wie er uns den ganzen restlichen Abend noch mit Witzen unterhalten hat. Und jeder weiß, Nino kenn alle Witze und kann sie erzählen. Irgendwann sind wir dann tatsächlich schlafen gegangen.

 

*Am nächsten Tag wurde das Bett natürlich wieder zusammen gebaut.

 

 

 

 

 

 

 

24.08.2018

Schon morgens früh vor dem Frühstück war die Arbeit am Spielplatz wieder in vollem Gang. Fast alles war fertig gebaut, aber an jedem Bauwerk wurde noch verfeinert und zu Ende gedacht. 

 

Morgens fand ein letztes mal der Zirkus-Workshop statt. Wir übten mit den Kindern eine Reihenfolge beim Seilspringen ein und dann probten wir noch zwei Pyramiden. Abends durften die Kinder am Anfang unseres Zirkus-Programms mit auftreten. Wir konnten nur hoffen das die Kinder vom Waisenhaus zur Show auch da waren. 

 

Zur selben Zeit wurde an anderer Stelle im Waisenhaus noch ein weiteres Kunstwerk erschaffen. Eine Wand bekam einen bunten, kreativen Anstrich verpasst. Evangelos war voll am Start und malte eine 3 Meter hohe Welle! 

 

Bis zum Mittagessen war der Spielplatz tatsächlich fertig. 

Das passte sehr gut denn es begann ordentlich zu regnen. So wurde der Spielplatz direkt einmal frisch geputzt. 

 

Für unsere Zirkus-Aufführung kam das etwas ungelegen. Fabian hatte mit Aleyna gemeinsam die letzten zwei Tage damit verbracht, alle Kabel der Lampen in der Pyramide auszutauschen und zum funktionieren zu bringen. Nun regnete es so stark, dass wir schon damit rechneten die Zirkus-Aufführung in der Turnhalle des Waisenhauses zu machen. 

 

Berni, der Gründer von KuKuk, war jedoch der festen Überzeugung das es bald aufhören würde mit regnen und das wir einfach etwas später anfangen und alles kein Problem ist. Er behielt Recht. Für unsere Vorbereitungen war es zeitlich etwas knapper. Nino saß bis kurz vor der Show mit einem Heißluftföhn auf der Bühne und föhnte den Boden trocken. Aber das wichtigste war das unsere Aufführung tatsächlich in der Pyramide statt finden konnte! 

 

Die Stimmung war herrlich. Das ganze Waisenhaus war da. Und als die Kinder mit Ihrer Nummer auftreten sollten, standen nicht nur die Kinder, die im Workshop geprobten auf der Bühne, sondern auch 10 weitere, die wir teils noch nie gesehen hatten. Alle wollte dabei sein. Benni, Fabian und Jan machten dies mit einer gekonnt improvisierten Nummer möglich. 

 

Danach spielten wir unser Programm. Ich hatte riesig Spaß mit Aleyna und Raphael noch ein letztes mal unsere Stepp und Zauber Nummern darzubieten. Jedoch war mir auch bewusst, dass es vorerst unser letzte Möglichkeit war gemeinsam auf der Bühne zu stehen. 

Zwei Jahre ohne unseren lieben Freunde, ein komischer Gedanke! 

 

Die Show liefe super, das Publikum war klasse und die Stimmung einfach schön! Die Kinder haben super viel gelacht und sich klasse auf unsere Nummern eingelassen. Alle waren begeistert!

 

Nach der Show hieß es zum ersten mal Abschied nehmen. Marei, Lucy, Lara, Nino und Theo machten sich aus Termingründen auf den Heimweg nach Stuttgart. Ein seltsames Gefühl für zwei Jahre Abschied zu nehmen wenn man grade so eine schöne Zeit erlebt hat.

 

Der Abend klang hinten an der bemalten Mauer aus. Sie war wegen dem Regen noch nicht ganz fertig geworden, also waren Evangelos und Tim noch voll im kreativen schaffen und wir saßen entspannt daneben, unterhielten uns und schauten zu. 

 

Am Spielplatz wurde noch der rote Faden von Stamm zu Stamm, über die Brücken und Bretter gemalt und dann kehrte Ruhe auf dem Platz ein und alle gingen schlafen. 

 

 

 

 

 

 

 

25.08.2018

Der Tag der Abreise war tatsächlich da. 

 

Schon Morgens vor dem Frühstück musste ich ein erstes mal schlucken. Raphaels Auto machte sich mit Raphael, Benni, Layla, Fabio und Frederike auf den Heimweg. 

 

Der Abschied von Raphael war nicht leicht. Ein Freund der so beständig immer da ist, den ich jetzt für zwei Jahre nicht einfach besuchen kann wenn es irgendwo drückt. Das ist eine der dunklen Seiten einer solchen Reise. Aber es gibt ja Telefone!

 

Nach dem Frühstück trafen sich alle noch ein letztes mal auf dem neu entstandenen Spielplatz. Es wurden noch ein paar Worte gesagt und einstimmig festgestellt, dass dies ein ganz besonders Projekt gewesen ist. Die Kombination aus Zirkus und Spielplatzbau war etwas geniales. Der Spielplatz ist zum anfassen und benutzen und mit dem Zirkus und der Anwesenheit all dieser kreativen Leute wurde mit Sicherheit ein Eindruck in den Herzen der Menschen hinterlassen!

 

Für Jan und mich hieß es dann Abschied nehmen. 

Da Jan bis jetzt noch gemeinsam mit Familie unterwegs gewesen war, kam für Ihn und seine Familie nun der richtige Abschied. Das ist nicht leicht! 

Dann lehrte sich das Gelände. Ein Auto nach dem anderen verschwand, bis nur noch unser Pinzgauer auf dem Platz stand. Ich schnappte mir eine Kamera, durchlief mit Ihr ein letztes mal den gesamten Spielplatz und stieg dann zu Jan in den fertig ausgebauten Pinzgauer.

 

Ab jetzt sind wir zu zweit und das große Abenteuer geht los!

Nächster Halt: Virpazar!

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